Pharmatransport: KEP-Transporte gefährden Medikamenten-Wirksamkeit
Feldstudie des European Institute for Pharma Logistics (EIPL) zeigt, dass der von Online-Apotheken gewählte Versandweg über Paketdienste die Wirksamkeit von Medikamenten beeinträchtigen kann.
Grund für dafür ist nach Aussage von EIPL, dass die durch die EU-Richtlinie Good Distribution Practice (GDP) vorgeschriebenen Temperaturklassen beim Versand über konventionelle Paketdienste nicht eingehalten werden können. Die EU-Richtlinie GDP schreibt Transporteuren vor, dass Medikamente unter festen Lagerbedingungen transportiert werden müssen, da diese bei falscher Kühlung ihre Wirksamkeit verlieren. Um die Einhaltung dieser Vorgaben zu prüfen, hat EIPL Online-Apotheken und den Versandweg über Paketdienste getestet.
Online-Apotheken im Visier
Hierbei wurden laut EIPL zwischen Januar und Februar 2017 verschiedene Medikamente online bestellt. Zeitgleich wurden von dem Institut 100 Test-Päckchen an fünf Online-Apotheken versandt, die jeweils mit einem Temperatur-Sensor versehen waren. Die Test-Päckchen wurden laut EIPL bewusst falsch adressiert, so dass die Päckchen als unzustellbar deklariert und an das Institut zurückgesandt wurden.
Medikamente unzureichend geschützt
Die Feldstudie ergab, dass auch temperatursensible Medikamente von den Online-Apotheken in normalen Versandkartons geliefert wurden. Diese bieten laut EIPL einen unzureichenden Schutz vor zu tiefen oder zu hohen Temperaturen. Die Daten-Auswertung der mit Sensoren bestückten Päckchen zeigte zudem, dass die Temperaturbedingungen in vielen Fällen nicht eingehalten werden können.
Hersteller warnt vor Einnahme
Dies belege das Beispiel eines Paracetamol-Präparats, welches nach Institutsangaben während der Auslieferungen Temperaturen von minus 12 Grad Celsius ausgesetzt war, obwohl das Präparat laut Beipackzettel des Herstellers nicht unter plus acht Grad Celsius gelagert werden darf. „Vom Hersteller haben wir die klare Aussage erhalten, dass dieses Produkt in solch einem Fall keinesfalls mehr verwendet werden soll“, sagt EIPL-Geschäftsführer Christian Specht. „Denn laut Hersteller kann die Wirksamkeit dann nicht mehr garantiert werden.“
EIPL fordert klare Transport-Regeln
Die Transportqualität wurde nach EIPL-Angaben untersucht, da diese in der öffentlichen Diskussion oft zu wenig beleuchtet werde, da der Kostenaspekt meist im Vordergrund stehe. Doch das Konzept der Online-Versandapotheken gehe nach Ansicht von Specht nicht auf, da die Transportqualität und damit die Patientensicherheit auf der Strecke bleibe. „Es kann nicht sein, dass wegen einer Ersparnis von wenigen Cent bis Euro die Gesundheit riskiert wird – im Paracetamol-Beispiel sprechen wir über 0,16 bis 1,78 Euro Ersparnis gegenüber der unverbindlichen Preisempfehlung“, kommentiert Specht. Deshalb fordere EIPL den Gesetzgeber auf, eine klare Regelung zur Distribution von Online-Apotheken zu erlassen.