Staatsanwalt bei Toll Collect
Zwei Staatsanwälte und mehrere Polizeibeamte haben am Mittwoch voriger Woche die Geschäftsräume der Toll Collect–Zentrale in Berlin durchsucht und etliche Akten beschlagnahmt. Veranlasst wurde die Razzia aufgrund einer anonymen Anzeige. Wie die Staatsanwaltschaft erklärte, „besteht der Verdacht des Betruges gegen mehrere Verantwortliche des Unternehmens“. Toll Collect hat die Ermittlungen bestätigt. Man unterstütze die Behörden „vollumfänglich“, wolle aber wegen des laufen-den Verfahrens „das Ganze nicht weiter kommentieren“, heißt es auf Anfrage.
Das Bundesverkehrsministerium ist von der Staatsanwaltschaft über die anonyme Anzeige informiert worden. „Der Geschädigte wäre demnach der Bund“, heißt es in einer Mitteilung des Dobrindt-Hauses. Man habe der Staatsanwaltschaft Unterlagen zur Verfügung gestellt, sei aber über die aktuelle Durchsuchung des Unternehmens nicht informiert gewesen. Nun gelte es, die Ermittlungen abzuwarten.
Dem Vernehmen nach geht es bei den Vorwürfen um überhöhte Betriebskosten-Abrechnungen im Zusammenhang mit der Ausweitung der Lkw-Maut auf Teile des Bundesstraßennetzes seit 2012. Die Rede ist von rund drei Millionen Euro. Der Vorwurf wiegt richtig schwer. Er kommt für das Unternehmen, aber auch für das zuständige Bundesverkehrsministerium, zeitlich höchst ungelegen. Denn zum einen hat Toll Collect soeben erst den – freihändig vergebenen – Auf-trag über 560 Millionen Euro zur Vorbereitung der Ausdehnung der Lkw-Maut auf alle Bundestraßen ab 2018 erhalten, zum anderen buhlt Toll Collect neben weiteren Unternehmen um die dann an-stehende Verlängerung des Betreiber-vertrages sowie um die ebenfalls anstehende Neuvergabe der Gesellschafter-anteile an Toll Collect. Heute halten die Deutsche Telekom und Daimler je 45% der Anteile, zehn Prozent hält der französische Mautbetreiber Cofiroute. Gute Chancen rechnet sich Toll Collect auch für die Vergabe des Pkw-Maut – Auftrages aus. All` diese Hoffnungen aber dürften, so ein Berliner Insider gegenüber trans aktuell, „durch den Betrugsvorwurf nicht gerade gewachsen sein“.