Tchibo: Emissionen bis 2045 auf Netto-Null reduzieren
Die Einzelhandelskette Tchibo will nachhaltiger werden und ihre CO2-Emissionen senken. Dabei geht das Unternehmen verschiedene Wege. Tchibo hat für die Logistiksparte bereits einige umgesetzt und Erfahrungen gesammelt. „Die Logistik ist, was das Thema Nachhaltigkeit betrifft, bei Tchibo ein Pionierbereich“, sagt Sina-Maria Schoenlein. Sie leitet bei Tchibo interimsweise den Bereich Projektmanagement und Transformation und verantwortet seit vielen Jahren die Nachhaltigkeitsthemen in der Logistik. „Wir haben schon vieles probiert und haben uns damit einen sehr guten Status erarbeitet“, sagt Schoenlein im Gespräch mit der Fachzeitung trans aktuell.
Die Gründe für das Engagement: Die Logistikpartner verursachen zehn Prozent der Gesamtemissionen des Konsumgüter- und Einzelhandelsunternehmens mit Sitz in Hamburg. Dabei will Tchibo seine Emissionen bis 2045 auf Netto-Null reduzieren. Im Bereich Transporte sollen die Emissionen kurzfristig bis 2030 um 25 Prozent sinken, mit Basisjahr 2022.
Zu Schoenleins Aufgabenfeld gehört es daher, eine Roadmap für nachhaltige Logistikaktivitäten zu entwickeln und die Nachhaltigkeitstätigkeiten zu steuern. Die 32-Jährige hat an der Kühne Logistics University (KLU) in Hamburg „Global Logistics and Supply Chain Management“ studiert. Seit 2019 arbeitet sie bei Tchibo, zuvor hatte sie dort ein Praktikum absolviert und ihre Masterarbeit geschrieben. Vieles im Bereich Nachhaltigkeit hat sie sich selbst angeeignet.
Die Ansätze für eine nachhaltigere Logistik sind demnach vielfältig. Tchibo testete im Sommer 2023 zwei Volvo FH Electric des Container-Hinterlandlogistik-Netzwerkes Contargo. Die E-Lkw transportierten Rohkaffee-Container zwischen dem Hafen Hamburg und dem Kaffeelager im Stadtgebiet. Im Jahr 2024 wurden die Transporte per E-Lkw sukzessive hochgefahren. Künftig sollen 50 Prozent aller Rohkaffee-Nachlauf-Transporte mit Elektro-Fahrzeugen laufen. „Der Einsatz von E-Lkw im Schwerlastbereich ist für lange Strecken noch nicht belastbar. Daher setzen wir auch auf sehr kurze Strecken wie diesen Kaffee-Nachlauf“, sagt Schoenlein.
Die Schiene nutzen
Andere Verkehrsträger wie zum Beispiel die Schiene sollen ebenfalls zur grünen Transformation beitragen. Ein Zug fährt dreimal in der Woche vom Logistikcenter in Bremen nach Neumarkt (Bayern) und Cheb (Tschechien). Für den Vor- und Nachlauf sollen Fahrzeuge mit alternativem Antrieb getestet werden. „Das gesamte Konzept soll emissionsarm sein“, sagt Schoenlein. Tchibo will noch mehr Transporte auf die Schiene verlagern. Das sei nicht nur nachhaltiger, sondern wirke auch dem Fachkräftemangel entgegen, weil weniger Fahrer benötigt werden.
Schoenleins Herzensprojekt liegt aber im Bereich Seefracht. Sie hat im März 2023 die „Zero Emission Maritime Buyers Alliance“ (Zemba) mitgegründet und ist deren Direktorin. Der Online-Versandhändler Amazon, der Outdoor-Ausrüster Patagonia und das Aspen Institute, eine Forschungsorganisation mit Sitz in Washington D.C. (USA), sind die Mitgründer. Die mehr als 30 verladenden Mitgliedsunternehmen fragen gemeinsam am Markt emissionsfreie Seefracht nach.
Warum Tchibo auch auf See- und Luftfracht beim Thema Nachhaltigkeit setzt und warum Mehrwegtaschen nicht wirtschaftlich sind, lesen Sie im
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auf eurotransport.de.
Das Unternehmen
• Tchibo betreibt in acht Ländern rund 900 Shops, über 24.200 Depots im Einzelhandel sowie nationale Online-Shops.
• Im Jahr 1949 in Hamburg gegründet.
• Über das Multichannel-Vertriebssystem bietet Tchibo neben Kaffee und den Einzelportionssystemen Cafissimo und Qbo die wöchentlich wechselnden Non-Food-Sortimente und Dienstleistungen an.
• 10.708 Mitarbeitende (2023)
• 3,2 Milliarden Euro Gesamtumsatz (2023)
• Unter tchibo.virtual-spaces.de bietet Tchibo virtuelle Einblicke in die Standorte Hamburg, Bremen, Stockstadt, Neumarkt und Cheb.
Zero Emission Buyers Alliance (Zemba)
• Im März 2023 von Tchibo, Amazon, Patagonia und dem Aspen Institute gegründet.
• Sina-Maria Schoenlein ist die Direktorin von Zemba.
• Mehr als 30 Mitgliedsunternehmen aus der verladenden Wirtschaft.
• Ziel: den kommerziellen Einsatz von emissionsfreier Seefracht beschleunigen. Bis 2040 soll sie emissionsfrei sein.
• Die Nachfrage der Mitgliedsunternehmen soll den Hochlauf emissionsfreier Treibstoffe beschleunigen. Mit der tatsächlichen Transportleistung aus dem ersten Tender ist 2025 oder 2026 zu rechnen.