E-Commerce-Verband verteidigt Onlinehandel

04. Okt. 2018
Der E-Commerce Verband bevh macht eine falsche Verkehrswegplanung in den Städten verantwortlich für die Lieferstaus. Schuld am Verkehrsinfarkt sei nicht der Onlinehandel, sondern der Individualverkehr.
Zu viele Paketsendungen durch den Onlinehandel haben die Zahl der Lieferfahrzeuge erhöht und führen in der Folge zum Verkehrsinfrakt in den Städten: Gegen diese einfache Gleichung erhebt der E-Commerce-Verband bevh Einspruch. Eine Untersuchung der Ballungsräume Hamburg, Berlin, Frankfurt, Düsseldorf und München im Auftrag des bevh habe demnach gezeigt, dass die Lieferungen von Online-Bestellungen nur einen marginalen Anteil am Verkehr einnehmen. Im Mittel seien es nur 0,1 Prozent des Verkehrs pro Quadratkilometer.
"Der Einfluss des E-Commerce auf die Verkehrsdichte in deutschen Großstädten ist marginal. Auch an Spitzentagen im Weihnachtsgeschäft. Er kann sogar helfen, den Individualverkehr zu verringern. Was aber zwingend nötig ist, ist eine Quartiersplanung, die konsequent durch Lieferzonen eine Zustellung ohne Behinderung des Verkehrs möglich macht", sagt Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des bevh. Demnach wird der entlastende Effekt einer Bündelung von durchschnittlich 150 bis 170 Paketen pro Lieferfahrzeug durch ein Straßennetz ohne planerische Berücksichtigung von Zustellverkehren zunichte gemacht. Darunter leide nicht zuletzt auch der stationäre Einzelhandel, der für einen vier Mal so hohen Anteil an Lieferverkehren im Straßenbild steht.
Im Rahmen der Untersuchung hat die auf Kurier-, Express-, Paket- und Postzustellung spezialisierte Hamburger Unternehmensberatung MRU im Auftrag des bevh die Bestellungen aus den genannten Ballungsräumen und die dadurch entstehenden Lieferverkehre mit dem gesamten Straßenverkehr und einzelnen Segmenten verglichen. Als ein Verkehr wird eine abgeschlossene Fahrt betrachtet - im Fall des B2C-Lieferverkehrs also von der Abfahrt bis zur Rückkehr ins Zustellzentrum.
Das Ergebnis: Der Großteil der untersuchten Verkehrsströme entfällt erwartungsgemäß auf den Individualverkehr, dessen Anteil, unter anderem infolge der unterschiedlichen Bevölkerungsdichte in den untersuchten Städten, geringfügig zwischen 98 und etwas über 99 Prozent schwankt. An zweiter Stelle folgt die Belieferung des Einzelhandels, die für 0,4 bis 1 Prozent der Verkehre in den Ballungsräumen steht. Demgegenüber werden durch Lieferungen des Onlinehandels an Verbraucher lediglich rund 0,1 Prozent der Verkehre pro Quadratkilometer verursacht. In keiner der untersuchten Städte beträgt laut bevh dieser Wert mehr als 0,14 Prozent des Gesamtverkehrsaufkommens. Dabei ist Berlin der Spitzenreiter. In diese Zahlen sind die Retoursendungen bereits eingerechnet.
"In absoluten Zahlen gerechnet, steht Berlin mit 1,9 durch Onlinebestellungen ausgelösten Verkehren pro Tag und Quadratkilometer an zweiter Stelle, hinter München mit 2,2 B2C-Lieferverkehren pro Tag und Quadratkilometer. Frankfurt folgt mit 1,4 Verkehren, Düsseldorf erweist sich mit 1,3 E-Commerce-induzierten Verkehren pro Tag und Quadratkilometer als Schlusslicht der untersuchten Städte", heißt es in einer Mitteilung des Verbands.
Der Anteil der durch B2B-Paketlieferungen induzierten Verkehre liege im Mittel ebenfalls bei knapp 0,1 Prozent. Insgesamt, also B2C und B2B zusammen, liege der Anteil der Paketlieferverkehre an den Abfahrten pro Quadratkilometer und Tag in den untersuchten Städten bei rund 0,2 Prozent.