Meyer & Meyer spart CO2
Durch den Einsatz von Elektro- und Lang-Lkw sowie einem Wechselbatteriesystem will der Logistiker Meyer & Meyer CO2 sparen.
Die Osnabrücker Spezialisten für den Transport von Textilien gehörten zu den ersten, die sich um ressourcenschonende Lösungen bemüht haben. Nun haben sie einen neuen Einblick in die aktuellen Planungen gegeben. Für die Belieferung eines großen Kunden nutzt Meyer & Meyer ein vom deutschen Hersteller Orten Electric-Trucks umgerüstetes Zwölf-Tonnen-Fahrzeug sowie zwei Lang-Lkw des Typs 3.
Durch den Einsatz der Lang-Lkw seit dem Herbst 2019 will das Unternehmen auf der Strecke Hamburg–Osnabrück–Hamburg jährlich bis zu 4,6 Tonnen CO2 einsparen. Auf der Relation Hamburg–Peine–Hamburg sollen bis zu 3,4 Tonnen CO2 möglich sein. Dabei kommt für Meyer & Meyer besonders der Vorteil hängender Textilien zum Tragen. Zwar brauchen sie viel Platz, doch sind zeitgleich recht leicht. So wird ein höheres Transportvolumen erreicht, das die strengen Transportauflagen im Bereich der Lang-Lkw ausgleicht.
Der E-Lkw wurde extra für den Transport von Textilien ausgerüstet und hat eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern. Meyer & Meyer nutzt das Zwölf-Tonnen-Fahrzeug seit mehr als einem Jahr für Distributionsverkehre am Standort Peine und zeigt sich zufrieden mit dem in Deutschland einmaligen Konzept. Der E-Lkw hat eine fest integrierte Batterie mit einer Ladedauer von neun bis zehn Stunden. Geladen wird direkt am Standort.
Innovatives Wechselbatteriesystem
Den nächsten Schritt will Meyer & Meyer mit dem Projekt Route Charge gehen, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird. Im Mittelpunkt steht ein E-Lkw mit zwei Wechselbatterien. Durch den Akkuwechsel sollen Reichweiten von bis zu 500 Kilometern möglich werden. Meyer & Meyer kann so erstmals mit einem elektrisch betriebenen Fahrzeug mittlere Distanzen in der Belieferung absolvieren.
Die Thüringer Lkw-Werkstatt Framo hat den Prototypen gebaut und den 19-Tonner samt Anhänger bei der Sachverständigen-Organisation DEKRA zugelassen. Die zweiteilige Batterie wiegt insgesamt 4.000 Kilogramm, die Reichweite beträgt mehr als 200 Kilometer. Ebenfalls vorbereitet sind drei Batteriewechselstationen an der Route von Peine über Burg nach Berlin, in denen die Batterien aufgeladen werden und mittels Dispositionssoftware jeweils rechtzeitig zum Wechsel vollgeladen sind. Die beiden je 2.000 Kilogramm schweren Batterien werden mit einem Gabelstapler in weniger als 15 Minuten vom Laderegal zum Lkw befördert und an den Fahrzeug-Flanken angebracht. Die Batterie-Wechselstationen dienen zudem als Energiespeichersystem – können also Strom bereitstellen, um das Stromnetz zu stabilisieren. Betreiber ist der Energieversorger Wemag in Schwerin.
Erreicht der Elektro-Lkw im Verteilzentrum des Berliner Westhafens sein Ziel, werden die Kunden vor Ort danach ebenfalls via E-Lkw beliefert. Der Mittelstrecken-Elektro-Lkw erhält dort frische Batterien und geht wieder auf die Rückfahrt. Auf der Pilotstrecke Peine–Burg–Berlin und retour rechnen die Entwickler bei etwa 500 Streckenkilometern mit einer jährlichen Ersparnis von rund 3,4 Tonnen CO2.
Der Startschuss für den sogenannten Route-Charge-Lkw ist bereits im Jahr 2016 gefallen. Die aktuellen Tests laufen noch bis zum Frühjahr 2020. Danach will Meyer & Meyer das Fahrzeug in den Regelbetrieb überführen.