Mewa setzt auf Wasserstoff-Lkw von Hyundai
Der erste Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw aus Serienfertigung ist auf Deutschlands Straßen unterwegs. Zum Einsatz kommt der Hyundai Xcient beim Textildienstleister Mewa aus Mainz. Das Fahrzeug ersetzt einen herkömmlichen Diesel-Lkw und verkehrt in regelmäßigen Rundläufen zwischen den Mewa-Standorten Wynau (Kanton Bern) in der Schweiz und Meißenheim (Ortenaukreis) an der deutsch-französischen Grenze. In Meißenheim betreibt Mewa eine Großwäscherei. Seine Premiere feierte das Fahrzeug im Rahmen der Jahrestagung des Bundesverbands Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) am Montag in Mainz.
Da es in Deutschland noch fast keine Wasserstoff-Infrastruktur für Lkw gibt, wird der Solo-Lkw mit Kofferaufbau die für seinen 310 Kilometer langen Rundlauf nötige Energie in der Schweiz beziehen. In dem Alpenland gibt es nicht nur die für Lkw geeigneten H2-Tankstellen. Dort hat Mewa auch bereits Erfahrungen mit der neuen Antriebstechnologie sammeln können: Seit einem knappen Jahr ist ein erster Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw von Hyundai für das Unternehmen in der Schweiz im Einsatz.
Insgesamt laufen nach Angaben von Hyundai Hydrogen Mobility (HHM) in der Schweiz zurzeit 47 Fahrzeuge des Modells Xcient. Sie sind für unterschiedliche Logistikunternehmen und Werkverkehre in unterschiedlichen Transportaufgaben unterwegs. „Sie haben bislang vier Millionen Kilometer ohne Probleme absolviert“, bilanzierte HHM-Vorstandschef Beat Hirschi auf der BWVL-Tagung. Nun also folgt für das Unternehmen mit Deutschland der nächste Absatzmarkt.
Seit April ist mit der HHM Germany eine deutsche Landesgesellschaft am Start, die nach Angaben ihres Geschäftsführers Frank Sreball einen Blitzstart hingelegt hat und sich nun um den Aufbau eines Ökosystems aus Fahrzeugen und Tankstellen nach Schweizer Vorbild bemüht. Dabei legen die Verantwortlichen ihr Augenmerk zunächst auf vier Regionen: Nordrhein-Westfalen, Hamburg/Berlin, Hessen/Baden und Bayern/Thüringen.
Die Newcomer werden aber nicht gleich in größerer Zahl in Deutschland zu sehen sein. Bis die nächsten Null-Emissions-Lkw aus koreanischer Serienfertigung folgen, wird nach Einschätzung von Sreball noch einige Zeit ins Land ziehen. Denn Unternehmen können beim Bund nun zwar Förderanträge für Neufahrzeuge einreichen (der 2. Förderaufruf des KsNI-Programms wurde erst kürzlich veröffentlicht), diese wollen von den Behörden aber erst einmal bearbeitet werden, nach den Zuwendungsbescheid kann die Bestellung erfolgen, danach folgt die Frist bis zur Auslieferung. „Die Fahrzeuge werden also erst in 12 bis 18 Monaten auf der Straße zu sehen sein“, so die Prognose des HHM Germany-Chefs.
Präsentation im Rahmen der BWVL-Jahrestagung
Den Auftakt macht nun also der H2-Lkw für Mewa, der noch mit Schweizer Zulassung und in bekannter Optik vorfährt. Die nächste Fahrzeuggeneration erhält eine optische Auffrischung. Die Präsentation des Fahrzeugs im Rahmen der BWVL-Tagung fand in der Mewa-Arena in Mainz statt, was dem BWVL-Mitglied Mewa die Möglichkeit gab, das Fahrzeug auf der großen Arena-Fläche auch im weitgehend geräuschlosen Fahrbetrieb vorzuführen und Interessenten für Mitfahrten an Bord zu nehmen. Davon machte zum Beispiel der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium (BMDV), Oliver Luksic (FDP), Gebrauch.
„Glückwunsch zu Ihrem Pioniermut“, sagte dieser an die Adresse der Mewa-Verantwortlichen und würdigte den Beitrag des Unternehmens zum Klimaschutz. Um hier voranzukommen, gilt es laut Luksic alle Register zu ziehen und das Tempo zu erhöhen – „denn die Klimaziele im Verkehrsbereich sind sehr ambitioniert“, sagte er. Der FDP-Politiker verteidigte den Kurs der Bundesregierung, die weiter auf Technologieoffenheit setzt. Luksic, zugleich Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik, ist überzeugt, dass jede Technologie ihre Berechtigung und ihren Einsatzzeck hat. „Denn ein Universaltalent wie den Dieselmotor haben nicht.“
Für den BWVL, der Verlader, Werkverkehre, aber auch Speditionen vertritt, sind in Zusammenhang mit alternativen Antrieben noch viele Fragen offen. Eine ganz zentrale für Verbandspräsident Jochen Quick: „Können die benötigten Fahrzeuge von der Industrie nun in Serie und zu den benötigten Stückzahlen geliefert werden?“ Und wenn dies gewährleistet sei, wie gelinge es den relevanten Akteuren dann, die notwendige Tank- und Ladeinfrastruktur in der Fläche aufzubauen? „Denken Sie nur daran, wie lange Deutschland für Glasfaserverkabelungen oder für den Bau neuer Lkw-Stellplätze braucht“, gab der BWVL-Chef zu bedenken. Trotzdem schreite die Entwicklung voran – was er sehr begrüßt. Und auch für Unternehmer Quick stellt die Premiere des ersten Serien-Wasserstoff-Lkw auf Deutschlands Straßen ein echtes Highlight dar: „Heute schreiben wir Geschichte“, erklärte er – und ließ es sich nicht nehmen, auch selbst am Steuer des Mewa-Lkw auf kurze Probefahrt zu gehen.
Mewa-Flotte: Auf dem Weg zur Klimaneutralität
Er will am liebsten nicht mehr ans Steuer eines Diesel-Lkw wechseln: Serge Blaser ist der Mann der ersten Stunde. „Die Fahrt ist ruhig und macht Freude“, sagt der Mewa-Fahrer des Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw von Hyundai in der Schweiz. In der Schweiz ist der Null-Emissions-Lkw Xcient schon seit einem Jahr für Mewa im Einsatz, nun folgt also ein zweiter, der im Rundlauf nach Deutschland verkehrt. Insgesamt umfasst die Flotte von Mewa mehr als 700 eigene Lkw. Dabei ist für das Unternehmen laut Kay Simon klar, dass die Zukunft in batterieelektrischen Antrieben und im Wasserstoffantrieb liegt.
„Wir setzen nur auf wirklich CO2-neutrale Antriebe“, sagt der Leiter des Bereichs Mobilitätskonzepte, Kundenservice und Distribution. Im Gasantrieb sieht er eine Brückentechnologie, die Mewa erprobt habe, an ihr aber nicht weiter festhalte möchte. „Unser Ziel ist die komplett emissionsfreie Belieferung unserer Kunden, dazu brauchen wir CO2-freie Nutzfahrzeuge“, betont Simon.