Verbände verurteilen Manipulationen
Die Diskussion um mögliche Abgasmanipulationen von osteuropäischen Lkw hält an. Zuerst hatte es in entsprechenden ZDF-Fernsehbeiträgen geheißen, bis zu 20 Prozent der osteuropäischen Lkw seien betroffen. Nun erklärt Andreas Mossyrsch, Vorstand des Verbands Camion Pro, dass diese Zahlen noch zu konservativ angesetzt seien. Er weist auf eine Studie der Universität Heidelberg hin, wonach bis zu 40 Prozent der Fahrzeuge aus Osteuropa mit Emulatoren, also Adblue-Killern, betrieben würden. Das sind Kleingeräte, die die Elektronik der Lkw manipulieren und den Betrieb der Motoren auch ohne Einspritzung der Harnstofflösung Abblue ermöglichen. Die betreffende Studie habe zum Zeitpunkt der Fernsehausstrahlung noch nicht vorgelegen, heißt es.
Die Verantwortlichen beim Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) sind wegen der Manipulationen besorgt. Das in den Fernsehbeiträgen angewandte Messverfahren liefere zwar keine gerichtsverwertbaren Daten, gebe dennoch ernst zu nehmende Hinweise auf auffällige Stickoxid-Messwerte von Lastwagen aus Mittel- und Osteuropa. Der Verband erhofft sich nun belastbare Ergebnisse durch zuverlässige Mess- und Kontrollmethoden. „Das ist Sache der staatlichen Kontrollorgane, die auf uneingeschränkte Unterstützung durch den BGL zählen können“, heißt es.
Prof. Denis Pöhler vom Institut für Umweltphysik an der Universität Heidelberg hatte zur Ermittlung der Abgaswerte einen Pkw mit Messtechnik ausgestattet und war damit ausgewählten Lkw auf der Autobahn gefolgt. Überhöhte Messwerte legen für ihn den Verdacht nahe, dass die Abgasanlage manipuliert wurde. Der Wissenschaftler zeigt sich in den Fernsehbeiträgen überrascht und sagt: „Es war mir nicht bekannt, dass es so einfach ist, das zu manipulieren.“ Bei deutschen Lkw entdeckte er keinerlei Auffälligkeiten – was sowohl der BGL als auch der Deutsche Speditions- und Logistikverband (DSLV) positiv hervor heben.
Der DSLV verurteilt in einer Mitteilung unerlaubte Eingriffe in die Steuerungselektronik der Lkw. „Unabhängig davon, ob es sich um Einzelfälle handelt oder systematisch vorgegangen wird: Manipulationen an der Fahrzeugtechnik geschehen in betrügerischer Absicht gegenüber Staat, auftraggebender Logistik und verladender Wirtschaft“, teilt er mit. Seriöse Unternehmen, die sich an gesetzliche Auflagen halten, würden benachteiligt.
Auch der DSLV fordert, die Kontrollbehörden in die Lage zu versetzen, solche Verstöße festzustellen und zu ahnden. „Denn ebenso wie gezielte Verstöße gegen Kabotagevorschriften werden Umweltverstöße zusätzlich begünstigt durch behördliche Kontroll- und Überwachungsdefizite“, erklärt er.