Liqvis und Meyer Logistik eröffnen erste LNG-Tankstelle in Berlin
LNG-Lieferant Liqvis, seines Zeichens Tochter des Energieunternehmens Uniper, will die LNG-Tankstellen-Infrastruktur in Deutschland voranbringen. In Kooperation mit Meyer Logistik hat die Düsseldorfer Marke die erste Flüssigerdgas-Tankstelle Berlins eröffnet. Unweit der A10, mitten auf dem Betriebsgelände des Lebensmittellogistikers, der unter anderem für Edeka, Rewe, Aldi und und Lidl fährt, wurde die öffentlich zugängliche LNG-Station in Anwesenheit von Norbert Barthle, dem parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), eröffnet.
„Unser Ziel als Bundesverkehrsministerium ist es, mehr Mobilität bei weniger Emissionen zu ermöglichen. Um die Kraftstoffbasis zu verbreitern, fördern wir alternative Antriebe und unterstützen den Ausbau der notwendigen Infrastruktur.“, sagte Norbert Barthle in Grünheide. Gerade beim Straßengüterverkehr böte das schon jetzt verfügbare LNG hervorragende Absatzmöglichkeiten. Die Nutzung von Flüssigerdgas trage zur Minderung von Verkehrslärm, CO2-Emissionen und – in besonders erheblichem Maße – zur Minderung von Schadstoffen im Verkehrsbereich bei. Norbert Barthle zeigte sich davon überzeugt, dass das Projekt Beispielcharakter haben werde. Ab diesem Jahr möchte das Bundesverkehrsministerium die Beschaffung von alternativ angetriebenen Lkw ab 7,5 Tonnen mit insgesamt 10 Millionen Euro fördern.
Matthias Strehl, Geschäftsführer von Meyer Logistik, hält die Förderung für einen wichtigen Impuls. Seine Motivation für den Einsatz von LNG-Lkw läge auf der Hand: „Meyer Logistik betreibt eine Flotte von über 1.000 Lkw, viele davon bewegen sich täglich in Ballungsgebieten. Wir wollen unseren Teil zur Lärm- und Schadstoffreduzierung beitragen.“
Der Kauf der zwanzig mit Flüssigerdgas betriebenen Iveco Stralis NP 400 LNG, die der Lebensmittellogistiker Anfang des Jahres in seinen Fuhrpark aufgenommen hat, wurde vom BMVI mit einem Zuschuss von 365.000 Euro unterstützt. Die Sattelzugmaschinen werden von einem 8,7 Liter großen Reihensechszylinder mit Fremdzündungs-Zylinderkopf angetrieben. Immerhin 400 PS und 1.700 Newtonmetern Drehmoment entwickelt das Triebwerk, verwaltet wird die Kraft vom automatisierten Zwölfganggetriebe Eurotronic 12 AS 1931 TD. Mit den beiden je 540 Liter fassenden Flüssigerdgas-Tanks fahren die Lkw im realen Betrieb bis zu 1.200 Kilometer ohne Tankstopp. Strehl beziffert den Verbrauchsvorteil im Vergleich zum Diesel auf 10 bis 13 Prozent, der monetäre Vorteil liege beim Vergleich zwischen LNG und Diesel samt AdBlue bei circa 16 bis 21 Prozent. Nach vorläufigen Berechnungen wird die umweltfreundliche Technik in fünf Jahren pro Lkw circa 50.000 Kilogramm CO2 einsparen.
Die 10 Kubikmeter fassende Flüssigerdgas-Tankstelle in Grünheide wird von Liqvis im Schnitt alle 14 Tage neu befüllt, anfänglich wird die Uniper-Tochter damit jährlich rund 600.000 Kilogramm LNG liefern. Aktuell werden die Lkw noch von speziell geschulten Werkstattmitarbeitern der Meyer Logistik betankt, später werden das die Fahrer selbst übernehmen. Der eigentliche Tankvorgang dauert mit circa fünf Minuten nicht länger als bei herkömmlichen Diesel-Lkw, aufgrund des tiefgekühlten LNG ist das Tragen einer Schutzbrille und thermoisolierter Handschuhe aber Pflicht.
Auswärtige LNG-Lkw müssen vor dem Tanken in Grünheide mit Liqvis in Kontakt treten. Der Flüssigerdgas-Versorger garantiert einen Kilogramm-Preis, der circa 10 Prozent unter dem Literpreis von Diesel rangiert. Interessierte sind dazu an die Betriebszeiten von Meyer Logistik gebunden und könnten nur unter der Woche von 6 bis 22 Uhr nachtanken. Mit der Inbetriebnahme einer größeren Tankstelle auf einem Areal unweit des Betriebsgeländes der Meyer Logistik, die noch Ende diesen Jahres erfolgen soll, wird diese Problematik aber zu den Akten gelegt. Eckhardt Rümmler, Chief Operating Officer bei Uniper, gibt sich von den guten Zukunftsaussichten für Flüssigerdgas überzeugt: „Im Rahmen von weiteren Partnerschaften wollen wir in den nächsten Jahren in Deutschland und ausgewählten Nachbarländern ein bedarfsgerechtes LNG-Tankstellennetz aufbauen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung von Umweltfreundlichkeit und Lärmreduzierung im Straßenverkehr.“