Lang-Lkw bringen positive Klimaeffekte
Gemeinsame Studie von Daimler und dem Land Baden-Württemberg: Lang-Lkw wird ein Nischenprodukt bleiben.
Lange hat die Branche darauf gewartet, am Donnerstag nun hat das Verkehrsministerium Baden-Württemberg die Ergebnisse seiner Lang-Lkw-Studie veröffentlicht. Die Studie, die vor allem die Auswirkungen mit Blick auf den Umwelt- und Klimaschutz beleuchten sollte, kommt zu dem Schluss, dass Lang-Lkw dabei helfen können, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. „Die immer wieder kolportierte Faustformel, „zwei Lang-Lkw-Fahrten ersetzen drei konventionelle Lkw-Fahrten“ kann in weiten Teilen bestätigt werden, heißt es in der Studie, die das Land Baden-Württemberg und der Fahrzeugbauer Daimler gemeinsam in Auftrag gegeben hatten.
Aufgrund seiner derzeitigen Gewichtsbeschränkung auf 40 beziehungsweise 44 Tonnen im Kombinierten Verkehr bleibe der wirtschaftliche Einsatz des Lang-Lkw auf wenige Güterarten beschränkt. „Somit wird der Lang-Lkw ein Nischenprodukt bleiben“, erklären die Gutachter der Büros Prognos und Thinkstep. Sie halten ferner fest, dass die Langfahrzeuge der Schiene keine Anteile rauben, also keine Rückverlagerung auf die Straße stattfindet. Diese Aussagen seien aber zu relativieren, wenn – hypothetisch – die Gewichtsbeschränkungen fallen würden.
Die Studie ging auch der Frage nach, welche Klimaschutzeffekte sich bis zum Jahr 2030 durch den Einsatz von Lang-Lkw ergeben. Durch die Verlagerung von konventionellen Lkw auf Lang-Lkw lassen sich im Jahr 2030 demnach mehr als zwei Millionen Lkw-Fahrten beziehungsweise 269 Millionen Kilometer einsparen. Der Dieselverbrauch sinke um 40,2 Millionen Liter im Jahr. Das entspricht einer Senkung der Treibhausgasemissionen um 113.428 Tonnen. Was viel klingt, relativiert sich aber im Kontext der Gesamtemissionen. „Dies entspricht 0,22 Prozent der prognostizierten Gesamtemissionen für den Güterverkehr auf Straße und Schiene in Deutschland“, heißt es.
Für den Fahrzeugbauer Daimler, bei dem die Effekte in realen Verkehren betrachtet wurden, ergibt der Einsatz von 25-Meter-Einheiten sehr wohl Sinn. „Die Gutachter haben festgestellt, dass Lang-Lkw für den Transport von leichten und voluminösen Gütern wirtschaftlich sinnvoll sind und sich positiv aufs Klima auswirken“, sagt Martin Daum, im Vorstand von Daimler verantwortlich für Trucks und Busse. Bei den untersuchten Werkverkehren könnten im Schnitt elf Prozent CO2-Emissionen vermieden werden. Aus der Studie gehe ferner hervor, dass keine nennenswerten Verlagerungen von der Schiene auf die Straße zu erwarten seien.
Die Daimler-Verantwortlichen heben hervor, dass schon heute auf dem Positivnetz durch Lang-Lkw pro Jahr 54 Millionen gefahrene Kilometer vermieden werden könnten, was die Umwelt um 21.000 Tonnen CO2 entlaste. Gebe man das gesamte Bundesfernstraßennetz für die Langfahrzeuge frei, ließen sich im Jahr 2030 demnach fünfmal so viele Kilometer vermeiden.
Der Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg (VSL) sieht sich durch die Ergebnisse der Studie bestätigt. Das Einsparvolumen in der Praxis sei aber noch höher, betont VSL-Präsident Karlhubert Dischinger. Bei idealen Konstellationen seien 20 Prozent Einsparung bei den Emissionen erreicht worden, sagt er und bekräftigt seine Einladung an Politiker, sich davon vor Ort bei Speditionen zu überzeugen. Die Kritik, wonach der Lang-Lkw nur einen kleinen Beitrag zur Entlastung der Umwelt leiste, könne er nicht stehen lassen. „Mit dieser Argumentation können wir die Diskussion um Fahrverbote in Stuttgart sofort beenden“, sagt er. „Denn sie bringen in Bezug auf die gesamten Emissionen auch keinen nennenswerten Beitrag.“