Kühne und Nagel: Landverkehr mit höchsten Zuwächsen
Der Logistikdienstleister Kühne + Nagel legt 2018 weiter zu. Der höchste Zuwachs erfolgte im Landverkehr. „Wir hatten eine ganz tolle Entwicklung im Landverkehr“, sagte der Vorstandsvorsitzende Dr. Detlef Trefzger am Mittwoch vor Journalisten am Sitz der Firmenholding in Schindellegi in der Schweiz. Der Landverkehr steigerte seine Umsätze gegenüber 2017 um knapp ein Fünftel auf rund vier Milliarden Franken (etwa 3,5 Milliarden Euro), das operative Ergebnis gar um mehr als die Hälfte auf 76 Millionen Franken (67 Millionen Euro). In Europa sieht sich der Logistikdienstleister, der weltweit rund 82.000 Mitarbeiter an etwa 1.300 Standorten beschäftigt, bereits als die Nummer fünf im Landverkehr.
Obgleich der Mangel an Subunternehmern und Fahrern das Wachstum vieler Speditionen in Europa bremst, sei man auch dort gewachsen, sagte Trefzger auf Nachfrage der Fachzeitschrift trans aktuell, ohne jedoch Zahlen zu nennen. „Wir haben auch große und mittlere Speditionen an uns gebunden und eine vorausschauende Kapazitätsplanung betrieben“, erläuterte der Vorstandschef, der jedoch einräumte, dass der europäische Markt schwierig bleibe. Im Fokus des Landverkehrs weltweit stehen für Kühne + Nagel grenzüberschreitende und intermodale Lösungen.
Umsatz stieg um 11,7 Prozent
Auch in den anderen drei Sparten Seefracht, Luftfracht und Kontraktlogistik spürte Kühne + Nagel voriges Jahr eine hohe Marktdynamik und realisierte deutliche Zuwächse. Der Gesamtumsatz stieg 2018 gegenüber dem Vorjahr um 11,7 Prozent auf 24,8 Milliarden Franken (21,8 Milliarden Euro), das Ergebnis um 5,3 Prozent auf rund eine Milliarde Franken (869 Millionen Euro).
In der stärksten Säule, der Seefracht, in der sich Kühne + Nagel weltweit als Nummer eins sieht, stiegen die Umsätze um 6,4 Prozent auf 9,4 Milliarden Franken (8,2 Milliarden Euro). Das Unternehmen beförderte 4,7 Millionen Standardcontainer (TEU), was einem Plus von etwa 335.000 entspricht. Besonders hob Trefzger den Start des IT-Portals Sea Explorer hervor. Auf dieser digitalen Plattform sehen Kunden mit Big-Data-Unterstützung alle weltweit möglichen Verbindungen in Echtzeit, inklusive aller Einflüsse etwa von Streiks in den Häfen, schlechtem Wetter oder anderen Faktoren.
Höhepunkt in der Luftfracht – Kühne + Nagel sieht sich hier weltweit als Nummer zwei – war der Erwerb des auf zeitkritische Transporte spezialisierten Unternehmens Quick International Courier – dem nach Kühne + Nagel-Angaben Weltmarktführer auf diesem Bereich mit Sitz in den USA zum 31. Dezember 2018. In der Luftfracht verbuchte Kühne + Nagel eine Steigerung beim Umsatz von 18,1 Prozent auf 5,6 Milliarden Franken (4,9 Milliarden Euro) beim Umsatz und von 13,4 Prozent auf 355 Millionen Franken (312 Millionen Euro) beim Ergebnis.
Das übernommene Unternehmen Quick beschäftigt weltweit rund 550 Mitarbeiter und setzt etwa 230 Millionen US-Dollar (200 Millionen Euro) um. Kühne + Nagel bezahlte für das Unternehmen 500 Millionen Franken Euro (440 Millionen Euro), wovon 200 Millionen von der Performance von Quick in den nächsten drei Jahren abhängen. Bei dem Express- und Kurierdienst handelt es sich für die größte Firmenübernahme in den vergangenen 20 Jahren. 2005 hatte Kühne + Nagel den Kontraktlogistik-Dienstleister ACR Logistics, ehemals Hays Logistics, übernommen und dafür 440 Millionen Franken (387 Millionen Euro) bezahlt. Der Erwerb bildete die Basis für die weiteren Kontraktlogistik-Aktivitäten bei Kühne + Nagel. Die Besonderheit von Quick ist es für Vorstandschef Trefzger, dass es Synergien mit den Branchenlösungen von Kühne + Nagel gibt, etwa im Bereich KN Pharma Chain. Quick befördert zum Beispiel auch Blutplasma oder menschliche Organe.
Kontraktlogistik bleibt Verlierer
Bleibt die vierte Säule Kontraktlogistik, in der Kühne + Nagel sich weltweit an zweiter Stelle sieht. Firmenchef Trefzger sprach von einer anhaltend hohen Nachfrage, auf die das Unternehmen mit dem Aufbau weiterer Logistikflächen reagiert hat. Aktuell betreibt Kühne + Nagel weltweit rund 11,6 Millionen Quadratmeter an bewirtschafteten Flächen, eine Million mehr als 2017. Die Umsätze stiegen um zehn Prozent auf 5,8 Milliarden Franken (5,1 Milliarden Euro), das Ergebnis sank um 14,3 Prozent auf 138 Millionen Franken (121 Millionen Euro).
Mit Blick auf 2019 zeigen sich die Kühne + Nagel-Verantwortlichen trotz weltweiter Unsicherheiten und drohender Handelshemmnisse optimistisch. Der eigene Anspruch sei es, doppelt so stark wie der Markt zu wachsen. Vorstandschef Detlef Trefzger nannte Zielwerte von etwa fünf Prozent für die Luftfracht und den Landverkehr und von zwei Prozent für die Seefracht und die Kontraktlogistik.