Kravag und FH Westküste: Digitalisierung und Automatisierung im Fokus
Experten diskutieren in Hamburg auf Einladung der Kravag über die digitale Transformation der mittelständischen Logistikwirtschaft.
Anlass war eine Jubiläumsveranstaltung zum 25-jährigen Bestehen der Fachhochschule Westküste in Heide (Schleswig-Holstein), wo Kravag den Aufbau eines Studienschwerpunkts Logistik unterstützt.
Laut dem Impulsvortrag von Torsten Klein (MAN Truck & Bus) sind Digitalisierung und Automatisierung die technologiegetriebenen Antworten auf externe und kaum zu steuernde Einflüsse wie Klimawandel und Urbanisierung. In der ferneren Zukunft des Transports seien Lkw nur noch „Datenknoten, die von außen gesteuert werden“. Ebenso ist man bei MAN überzeugt davon, dass völlig neue Mobilitätsanbieter eine Rolle spielen werden wie etwa die von Volkswagen vorangetriebenen Robotaxis.
Weniger CO2 und Kraftstoff
Mit Nachdruck arbeitet MAN aktuell an der Zukunftstechnologie Platooning, mit der Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß um etwa zehn Prozent gesenkt werden können. Mit dem Partner DB Schenker hat MAN bereits seit Juni dieses Jahres Lkw-Platoons auf der A 9 zwischen München und Nürnberg im Praxiseinsatz. „Im Moment sammeln wir Terabytes von Daten“, berichtete Klein. Und: „Die Rückmeldungen der Fahrer sind sehr positiv.“ Doch gebe es beim Platooning noch einige Fragen klären, etwa bei der Harmonisierung der Gesetze in Europa und weltweit. Ebenso offen sei auch, wie Fahrer die freie Zeit am Steuer nutzen sollen. Da Platooning auch markenübergreifend funktionieren soll, hätten auch die Hersteller noch einige Hausaufgaben zu erledigen, betonte Klein.
Bei der anschließenden Diskussion waren auf dem Podium vertreten: Prof. Hanno Kirsch (FH Westküste), Prof. Ingmar Stauff (Professor an der FH Westküste), Dr. Frank Albers (Geschäftsführer Vertrieb und Marketing bei Krone), Dr. Florian Eck (stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforums), Bernd Melcher (Vorstand Kravag-Sach) sowie Willem van der Schalk (Vorsitzer des Vereins Hamburger Spediteure).
Häufige Jobwechsel
Hierbei ging es auch um die Frage, ob die Digitalisierung Jobs vernichtet. Die Diskutanten waren sich weitgehend einig, dass einfache Tätigkeiten wohl wegfallen und automatisiert werden. Doch habe dies jedoch den Vorteil, dass sich Arbeitnehmer auf interessante Aufgaben konzentrieren könnten. Prof. Stauff betonte, es komme darauf an, die jungen Menschen mit dem Studium fitzumachen für das digitale Zeitalter und zitierte den argentinischen Politiker Esteban Bullrich, der erklärte: Ein heute geborenes Kind werde seinen Job sieben mal wechseln, und fünf dieser Berufsbilder gebe es heute noch gar nicht.
Bedrohung durch Cyberattacken
Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde deutlich, dass sich ein wachsender Teil der mittelständischen Logistikwirtschaft durch Cyberattacken bedroht fühlt. Um sich dagegen zu wappnen, sei es am besten, sich entsprechende IT-Experten ins Unternehmen zu holen, war sich das Podium einig. Falls dies aufgrund des leer gefegten Arbeitsmarktes nicht gelinge, sei externer Rat die beste Alternative.
Obwohl die Automatisierung voranschreitet, braucht es auf unabsehbare Zeit weiterhin Fahrer. Das Image müsse deshalb dringend verbessert, so die Diskutanten. Ein Teilnehmer aus dem Publikum lehnte den Begriff „Fahrer“ ab. Schließlich heiße es korrekt „Berufskraftfahrer“. Leider seien viele Angehörige dieses Berufsstandes zu „Hilfsarbeitern mit Führerschein“ gemacht worden. Früher habe man Berufskraftfahrer als „Kapitäne der Landstraße“ bezeichnet. In diese Richtung müsse sich das Image wieder entwickeln.