Kaufhof-Logistik: Jobs stehen auf dem Prüfstand
Die Fusion von Galeria Kaufhof und Karstadt gefährdet bundesweit mehr als 1.000 von 1.600 Arbeitsplätzen in der Kaufhof-Logistik. Berichtet hat darüber zuerst die Wirtschaftswoche. Auf Nachfrage unserer Redaktion antwortet Verdi-Handelsexperte, Orhan Akman, er habe sich seine Aussage gegenüber der Wirtschaftswoche „nicht aus dem Ärmel geschüttelt“. Die beiden Karstadt Lager Unna und Essen sowie das Kaufhof-Lager in Köln-Porz sollen laut Geschäftsführung künftig die einzigen Lager sein, um Galeria Kaufhof und das Karstadt Warenhaus zu beliefern. Galeria Kaufhof hat unserer Redaktion gegenüber trotz Anfragen noch keine Stellung bezogen – auch der Gesamtbetriebsrat nicht.
Die Warenhauskette Galeria Kaufhof ist seit 2018 Teil der Signa Holding, einem österreichischen Immobilien- und Handelsunternehmen. Seit 2019 treten Kaufhof und Karstadt gemeinsam unter dem Namen Galeria Karstadt Kaufhof auf.
Galeria Kaufhof betreibt zurzeit noch die Lager Frechen bei Köln, Neuss Norf, Erfurt und Dietzenbach bei Frankfurt am Main sowie in Köln-Porz. Dazu kommen aktuell noch fünf kleinere sogenannte Kopflagerstandorte. Gemäß Arbeitgeber sollen alle Galeria Kaufhof Lager-Standorte, mit Ausnahme Köln-Porz, für sogenannte Drittgeschäfte bestehen bleiben. Was „Drittgeschäft“ bedeute, habe der Arbeitgeber bis heute nicht genau beschrieben, moniert Akman. Der Konzern suche nun Partner, um die Standorte weiter zu betreiben. Seit Herbst 2018 gibt es jedoch ein Joint Venture zwischen Karstadt und Fiege, namens Fiege X Log, das vorsieht, die vorhandenen Logistik Kapazitäten, vor allem in den Innenstadtlagen, als Drittvermarktung anzubieten. Somit werden wohl auch die gefährdeten Logistikstandorte mit ihren Mitarbeitern dort Beachtung finden.
Insgesamt gesehen rechnet die Unternehmensleitung definitiv mit Mengen-Rückgängen im Einzelhandel, wie es die gesamte Branche ebenfalls tut. So könnte durchaus der Gedanke im Spiel sein, die Erwartungen an Umsätze im Einzelhandel anzupassen und stattdessen die vorhandenen Logistik-Immobilien für Dritte zu betreiben, was durchaus in das Portfolio des Kaufhof-Eigentümers Signa passen könnte.
Akman kann sich vorstellen, dass die Arbeitgeber nun schweigen, um unmittelbar vor dem Weihnachtsgeschäft Ruhe in die Belegschaft zu bringen und dann erst im Anschluss die Waren in den künftigen Standorten zusammenziehen wollen. Der Gewerkschaftsvertreter ärgert sich vor allem darüber, dass der Arbeitgeber keine Antworten liefere. Denn: „Eine klare Aussage ist für die Mitarbeiter wichtig.“ Schließlich handle es sich in der Logistiksparte um Jobs im unteren Einkommensbereich, es gehe definitiv um die Existenzen dieser Mitarbeiter.
Das Unternehmen
Seit 2018 HBC und Signa den Zusammenschluss ihrer Einzelhandelsaktivitäten auch mit Karstadt Warenhaus vollzogen, gehören zum neuen Unternehmen: die Galeria Kaufhof, die Karstadt Warenhaus und weitere Einzelhandelsgeschäfte von HBC Europe, Karstadt Sports und auch der gesamte Lebensmittel- und Gastronomiebereich. Somit verfügt das Unternehmen mit einem Umsatz von rund fünf Milliarden Euro über 243 Innenstadt-Standorte in Europa und beschäftigt rund 32.000 Mitarbeiter.
• Die Signa Real Estate Gruppe wurde 1999 von René Benko gegründet und verfügt über ein Immobilienvermögen von mehr als 14 Milliarden Euro und betreibt mit rund 45.000 Mitarbeitern Handelsunternehmen – auch im Onlinebereich.
• HBC ist das älteste Unternehmen in Nordamerika und verfügt über rund 350 Luxus- und Premium-Kaufhäuser sowie Einkaufsziele mit preisgünstigen Modeartikeln und beschäftigt weltweit rund 45.000 Mitarbeiter.