GVN kritisiert Polensprinter
Scharfe Kritik an den sogenannten Polensprintern übt der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN). Bei einer Veranstaltung des Verbandes in Hannover bezeichnete der Hauptgeschäftsführer Benjamin Sokolovic diese als Sicherheitsrisiko. „Wir brauchen eine Regulierung für Kleinlaster, die sogenannten Polensprinter, schon ab 2,8 Tonnen“, fordert der Hauptgeschäftsführer. Sein Hauptkritikpunkt: „Diese Fahrzeuge können rund um die Uhr mit übermüdeten Fahrern unterwegs sein und brauchen keine Ruhezeiten einhalten.“
Ebenso gibt er zu bedenken, dass Polensprinter bislang durch alle Raster fallen, die Lkw erfassen. „Wir fordern daher mehr Kontrollen durch das Bundesamt für Güterverkehr und die Polizei. Dies nicht nur aus Wettbewerbsgründen, sondern vor allem wegen der Verkehrssicherheit“, sagt der Hauptgeschäftsführer. Bernd Althusmann (CDU), stellvertretender Ministerpräsident sowie Wirtschafts- und Verkehrsminister von Niedersachsen, erklärte gegenüber der Fachzeitung trans aktuell, sich der Problematik anzunehmen und auf Bundesebene rechtliche Möglichkeiten zu prüfen.
Abbiegeunfälle mit Lkw
Ein weiteres wichtiges Thema waren Lkw-Abbiegeunfälle. So habe es 2020 bundesweit bereits sechs Abbiegeunfälle gegeben, bei denen Radfahrer ums Leben gekommen seien, berichtete Sokolovic. Die neue Verpflichtung für Lkw- und Busfahrer, nur noch in Schrittgeschwindigkeit abzubiegen, sei zwar gut gemeint, jedoch ungeeignet. Besser seien dagegen bauliche Trennungen der Verkehrsströme. Dort, wo dies nicht möglich ist, sei eine Trennung der Grünphasen sinnvoll. Ergänzend müsse der Einbau von Abbiegeassistenzsystemen vorangetrieben werden, ebenso die schulische Verkehrserziehung.
Osnabrücker Erklärung
Zufrieden zeigt sich der GVN mit der Lösung mit der Fahrverbotsproblematik an Feiertagen. Mit der „Osnabrücker Erklärung“ sei es gelungen, eine gute Lösung zum Umgang mit den Lkw-Fahrverboten an den zwei aufeinanderfolgenden Feiertagen Reformationstag und Allerheiligen zu finden, so der Hauptgeschäftsführer. Hintergrund: In Niedersachsen ist der Reformationstag am 31. Oktober ein Feiertag, in Nordrhein-Westfalen Allerheiligen am 1. November. Beide Länder einigten sich vergangenen Herbst darauf, wechselseitige Lkw-Fahrverbote an diesen aufeinanderfolgenden Feiertagen zu vermeiden.
In der „Osnabrücker Erklärung“ haben Althusmann und sein Ressortkollege aus Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst (CDU), einen gemeinsamen Erlass der Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen beschlossen. Demnach werden die Verbotszeiten an beiden Feiertagen auf die Zeit von 6 Uhr bis 22 Uhr beschränkt.
Mangel an Lkw-Parkplätzen
Nachholbedarf sieht der GVN weiterhin bei Lkw-Stellplätzen. „Es gibt immer noch viel zu wenig Stellflächen für die tägliche Übernachtung“, erklärte Sokolovic. Als Sofortmaßnahme fordert der GVN Stellplätze neben der Autobahn sowie einen verstärkten Einsatz telematischer Parkverfahren und von Parkleitsystemen.
Klimapolitik
Mit Blick auf die Klimapolitik betonte Sokolovic, die Transportbetriebe brauchen wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen, um den CO2-Ausstoß zu senken. Diese seien noch nicht in Sicht. So gebe es bundesweit nur 70 Tankstellen für Wasserstoff. Auch eine Stigmatisierung des Diesels, insbesondere im Schwerlastverkehr, helfe nicht.