Studie zur Fehmarnbelt-Querung
Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat heute ein weiteres Gutachten für den geplanten Ostseetunnel vorgestellt. Das Verkehrsberatungsbüro Hanseatic Transport Consultancy (HTC) hatte im Auftrag der Umweltorganisation erforscht, inwieweit es einen tatsächlichen Bedarf für ein Vorhaben dieser Größenordnung unter Berücksichtigung der zu erwartenden ökologischen Einflüsse gibt.
„Das Urteil der Verkehrsexperten kommt einem Todesstoß für die feste Fehmarnbelt-Querung gleich. Das Vorhaben atmet den Geist des 20. Jahrhunderts und darf heute, wo dem Klimafragen und neue Mobilitätsformen immer wichtiger werden, auf keinen Fall gebaut werden“, erklärt Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer, bei der Präsentation der Studie. Europas derzeit größtes und teuerstes Infrastrukturprojekt sei unter aktuellen wirtschaftlichen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen nicht zu rechtfertigen ist.
Keine wesentlichen Engpässe
Die Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass es auf der Strecke keine wesentlichen Engpässe gibt und auch für die Zukunft keine in Sicht seien. Selbst in den vergangenen zehn Jahren der Hochkonjunktur habe sich kein Wachstum des Verkehrs auf der Strecke eingestellt. Sollte sich dies wider Erwarten ändern, könne die Infrastruktur in Dänemark und Deutschland punktuell angepasst werden, heißt es seitens der Gutachter.
Nach Auffassung des Nabu zeigt das Gutachten, dass „weder für die Straße noch für die Schiene ein tatsächlicher Bedarf besteht“. Wolle man zudem das eigentliche Verkehrsziel der Europäischen Union, den Straßengüterverkehr auf die Schiene zu verlagern, ernsthaft erreichen, müsse der Bahngüterverkehr gestärkt werden.
„Deswegen erwarten wir eine vernünftige und verantwortungsvolle Anpassung der geplanten Fehmarnbelt-Querung an die Realität. Ein reiner Eisenbahntunnel in der gebohrten Variante würde den Bahngüterverkehr stärken und deutlich weniger ökologischen Schaden anrichten. Die aktuelle Dimension des Vorhabens ist völlig unangemessen“, erklärt Malte Siegert, Fehmarnbelt-Experte des Nabu. Zwei Drittel der Kosten für das Projekt seien aber für die Straßenverbindung vorgesehen – obwohl es sich laut Planfeststellungsbeschluss explizit um ein Eisenbahnprojekt handele.