Allianz: Für Sicherheit mit dem Rad
Der erste Osnabrücker Bike Day brachte Logistiker radelnd zu Gefahrenstellen, beim zweiten Bike Day starten Fahrrad-Experten im Lkw.
Eindrücklich war vor allem das Gedenken an die Unfallopfer. An zwei Stellen der rund zehn Kilometer langen Strecke entlang des Osnabrücker Wallrings konnten die 25 Teilnehmer des ersten Osnabrücker Bike Days sich ein Bild von der Verkehrssituation dort machen – unter anderem von den zwei größten Gefahrenstellen, an denen sich schon tödliche Unfälle durch rechts abbiegende Lkw ereignet hatten. Das Besondere dabei: der Perspektivwechsel. Denn alle Teilnehmer, Geschäftsführer, Inhaber oder leitenden Mitarbeiter der Speditionen waren auf dem Rad unterwegs, geführt von einem Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).
Nicolas Gallenkamp, geschäftsführender Gesellschafter der Nosta Holding aus Osnabrück, ist als einer der Vorstände beim Kompetenznetz Individuallogistik (KNI) für das Marketing zuständig. Das KNI ist ein Zusammenschluss verschiedener Logistikunternehmen, Hochschulen und öffentlicher Institutionen in der Region Osna¬brück, Münster und Bielefeld. Aus diesem Kompetenznetz he¬raus entstand im vergangenen Jahr, gemeinsam mit dem Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN), das Aktions¬bündnis „Allianz für Sicherheit“, um einen aktiven Beitrag zu mehr Sicherheit im Güterverkehr der Städte zu leisten. „Der Dialog ist uns wichtig“, sagt Gallenkamp im Gespräch mit trans aktuell. „Wir müssen Akteure sein, die gestalten.“ Und diese Allianz für Sicherheit hat diesen ersten Bike Day ins Leben gerufen.
Der zweite Bike Day soll im ¬Gegenzug Verkehrsplaner, Vertreter des ADFC oder andere Radfahrer-Interessenvertreter ins Fahrerhaus eines Lkw holen und dann ebenso gemeinsam Unfallschwerpunkte aus dieser geänderten Perspektive heraus betrachten. „Für sie ist dann sicher interessant, welchen Radius ein Lkw zum Abbiegen benötigt, welche Verkehrsbreite nötig ist, was der tote Winkel für den Fahrer bedeutet und wie es sich insgesamt mit dem innerstädtischen Verkehrsfluss verhält.“ Gemeinsam über den GVN, das KNI und die Allianz für Sicherheit seien zahlreiche Unternehmen aus der regionalen Logistikbranche für diese gute Sache zu erreichen, freut sich Gallenkamp.
Osnabrücker Wallring mit viel Verkehr
„An einer Gefahrenstelle haben die Verkehrsplaner schon reagiert“, berichtet Gallenkamp. „An dieser gefährlichen Abzweigung haben jetzt rechts abbiegende Fahrzeuge nicht mehr gemeinsam mit den geradeaus fahrenden Radlern grünes Licht.“ Und dass eine solche Änderung der Ampelschaltung wegen des gesamten Verkehrsflusses gar nicht so einfach sei, das hätten die Teilnehmer des Bike Days vor Ort eben auch erfahren. Der Osnabrücker Wallring zieht sich ringförmig auf rund zehn Kilometer Länge um Osnabrück herum. „Der Wallring ist nicht fahrradfreundlich“, weiß Gallenkamp. Unglaublich viele Lkw seien hier für die Stadtversorgung unterwegs. „Wir selbst versuchen, unsere Lkw möglichst aus der Stadt fernzuhalten und die Stadt zu umfahren“, sagt der engagierte Manager.
Startpunkt für die Radtour war die Spedition Hellmann, wo nach der Tour durch eine anschließende Veranstaltung Informationen weiter vertieft werden konnten. Matthias Magnor, Chief Operating Officer Road & Rail bei Hellmann Worldwide Logistics, sagt: „Das Thema Verkehrssicherheit ist für uns als große Spedition und Sicherheitspartner des BMVI von enormer Bedeutung. Deshalb freuen wir uns, Gastgeber des Bike Days des KNI zu sein und so den Dialog zu diesem wichtigen Thema zu fördern. Wir alle müssen unseren Beitrag zum Thema Verkehrssicherheit leisten. Die Transportunternehmen ebenso wie die Stadtplaner und Verkehrsteilnehmer, die mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind.“ Hellmann stattet sukzessive alle Fahrzeuge mit einem Abbiegeassistenten aus.
Am liebsten wäre es dem KNI, mit dem ersten Osnabrücker Bike Day eine „Leuchtfeuerfunktion“ zu haben. „Dieser Bike Day ist zunächst natürlich auf Osnabrück fokussiert, wir können unsere Mission nur für unsere Region starten.“ Trotzdem wünscht sich Gallenkamp als Mitinitiator, dass diese Veranstaltung zu einer flächendeckenden Initiative wird. „Wir wollen nicht übereinander reden, sondern miteinander“, so das klare Bekenntnis des engagierten Logistikers. „Wir sind alle auch Konsumenten und Verbraucher und müssen uns in einem gemeinsamen Umfeld sehen.“ Und so sei die Idee zum „Perspektivwechsel“ entstanden.
Über die Allianz für Sicherheit
14 Mitglieder des Kompetenznetzes Individual¬logistik (KNI) haben sich im September 2018 in Osnabrück zum Aktionsbündnis „Allianz für Sicherheit“ zusammengeschlossen. Deren Ziel ist es, einen aktiven Beitrag zu mehr Sicherheit im Güterverkehr der Städte zu leisten. Teilnehmende Unternehmen aus Osnabrück und Umgebung sind: Martin Berghegger, Georg Boll, Brüner Transporte, Hellmann Worldwide Logistics, Koch International – Heinrich Koch Internationale Spedition, Meyer & Meyer Holding, Internationale Spedition Munsberg, Nosta Holding, Overnight Tiefkühl-Service, Sostmeier Spedition + Logistik, Wehrmann Transport, Stadtwerke Osnabrück, IHK Osnabrück-Emsland sowie Serrahn Spedition + Logistik. Dabei konzentrieren die Beteiligten ihre Aktivitäten auf die Osnabrücker Innenstadt. Neben Aktionen, die das Bündnis durchführt, haben sich die Mitglieder selbst dazu verpflichtet, Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen Nutzlast mit Abbiegeassistenten auszustatten. In insgesamt rund 200 Fahrzeugen sind die Systeme schon verbaut. Die Allianz möchte etwa auch runde Tische schaffen, bei denen verkehrssichernde Maßnahmen in den einzelnen Kommunen zur Abstimmung kommen, und sie fordert Maßnahmen zur grundsätzlich deutlicheren Trennung von Fahrrad-, Fußgänger- und Güterkraftverkehr.