ETF fordert mehr Schutz für Lkw-Fahrer

23. März 2020
Mehr Schutz für Lkw-Fahrer in der Corona-Krise mahnt die europäische Transportarbeitergewerkschaft ETF an. „Die Situation der Fahrer ist eine Krise in der Krise“, wird betont. Die Gefahr steige von Minute zu Minute, denn viele Unternehmen kümmerten sich nicht um Sicherheitsvorgaben. Außerdem würden weiterhin nicht lebensnotwendige Güter transportiert, was die Fahrer unnötigen Gesundheitsrisiken aussetze und zur Verbreitung des Virus beitrage.
Keine Nahrung oder Toiletten
„Fahrer sind zu Langstreckenverkehren gezwungen, ohne dass sie Zugang zu Toiletten, Nahrung, Getränken oder Sanitäreinrichtungen haben“, kritisiert die Gewerkschaft scharf. Das gelte sowohl auf Parkplätzen als auch an den Rampen. Sie warteten Stunden über Stunden in Staus und würden mit Quarantänemaßnahmen bedroht.
Fahrer sichern Überleben
Die EU-Verkehrsminister hätten sich zwar für Lkw-Sonderspuren an den Grenzen ausgesprochen, aber dringend notwendige Maßnahmen für Fahrer überhaupt nicht erwähnt. Alle Barrieren für den freien Warenverkehr einzureißen, reiche nicht aus. „Denn unser Überleben hängt von dem wichtigen Nachschub ab, den die Fahrer liefern“, warnt die ETF. Sie seien die unbesungenen Helden der Krise. Wenn man den Gütertransport retten wolle, könne man das nicht ohne seine Arbeitskräfte tun.
Dialog notwendig
Auch im Binnenschiffverkehr werde eine Flexibilisierung der Arbeitszeitregeln und Straffreiheit bei Übertretungen von Vorschriften durch die Unternehmen gefordert. Aber auch hier seien Menschen für das Allgemeinwohl im Einsatz, die bedacht werden müssten. In diesen schwierigen Zeiten brauche es aber dringend einen Sozialdialog, fordert die ETF. Ein Streik des Transportpersonals könne angesichts der prekären Situation nicht ausgeschlossen werden.
Dringende Maßnahmen laut ETF:
• Die Aufstellung mobiler Sanitäreinrichtungen an den Grenzen, warmes Essen, Getränke und einen direkten Zugang zu medizinischer Versorgung
• Auch an den Lieferstandorten müsse eine grundlegende Hygieneinfrastruktur zur Verfügung stehen, Fahrer müssten die Chance haben, nach der Anlieferung zu putzen
• Unternehmen müsse es verboten werden, in der Krise auf der Lieferung unkritischer Güter zu bestehen
• Eine Lockerung der Lenk- und Ruhezeiten müsse einhergehen mit einer von der EU vorgegebenen formellen und verpflichtenden Erklärung der Unternehmen, dass dies nur für zugelassene Aufgaben geschieht
• Die Unternehmen müssen ihrer Verantwortung bei Sicherheitsmaßnahmen für die Gesundheit der Fahrer nachkommen. Sie müssten mit Desinfektionsmitteln ausgestattet werden und die Fahrerkabine und den Anhänger mindestens einmal am Tag reinigen können
• Außerdem brauche es einen Fonds für Fahrer, der ihnen Zugang zu medizinischer Versorgung gewährleistet und einen weiteren, der sie bei Arbeitslosigkeit unterstützt.