DSLV engagiert sich für ein freies Europa
Im Rahmen des diesjährigen DSLV-Unternehmertags in Berlin übergab der baden-württembergische Speditions- und Logistikverband (VSL) das Projekt "Logistics for Europe" an den Bundesverband. Gastredner Wolfgang Bosbach sprach den Teilnehmern in Zeiten politischer Unklarheit Mut zu.
Zu fünf Themenfeldern formulierte der Deutsche Speditions- und Logistikverband (DSLV) unlängst Erwartungen an die neue Bundesregierung: Infrastruktur, Digitales, Umwelt, Soziales und Sicherheit. Doch zu einer Klärung der Forderungen kam es bekanntlich bisher nicht. Die Sondierungsgespräche liefen zum Zeitpunkt des DSLV-Unternehmertags auf Hochtouren, mittlerweile sind sie gescheitert. "Es wäre verheerend, wenn bereits begonnene Projekte, wie die Bundesfernstraßengesellschaft, die Planungsbeschleunigung und der Masterplan Schienengüterverkehr in den momentanen politischen Wirrungen um neue Koalitionen versandeten", erklärte DSLV-Präsident Mathias Krage im Nachgang zur Veranstaltung in einer Mitteilung nach Bekanntwerden der gescheiterten Sondierungsgespräche.
Grußwort von Norbert Barthle
Der parlamentarische Staatssekretär aus dem Bundesverkehrsministerium (BMVI), Norbert Barthle, eröffnete den Unternehmertag noch scherzhaft mit den Worten: "Hoffentlich steht eine Regierung vor der Fertigstellung des Berliner Flughafens." Im Nachgang wirkt die Äußerung des CDU-Politikers unfreiwillig komisch – hoffentlich hat er keine hellseherischen Fähigkeiten bewiesen.
Neben der schwierigen Regierungsbildung äußerte sich Barthle auch zur aktuellen Situation der Logistik: "Die Wettbewerbsfähigkeit der Branche hängt davon ab, wie leistungsfähig die einzelnen Verkehrsträger sind." Darum gelte es, diese zu verknüpfen. Er begrüßte die zunehmende Vernetzung und Internationalisierung der Logistik. Umso wichtiger werde im selben Atemzug der Sicherheitsaspekt: "Cyber-Kriminalität und Ladungsdiebstahl fügen der Branche großen Schaden zu." Die Gründung der neuen DSLV-Kommission Logistiksicherheit halte er daher für richtig und wichtig.
Wolfgang Bosbach: Uns Deutschen geht es gut
Während Barthle die aktuellen politischen Themen in den Blick nahm, warf der ehemalige Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach (CDU) einen Blick zurück und stellte fest: "Uns Deutschen geht es gesellschaftlich und politisch gut." Von den vergangenen 68 Jahren nach Ende des zweiten Weltkriegs herrschte laut Bosbach nur sechs Jahre lang Rezession. Den Deutschen falle das nur nicht auf, denn "unsere Kernkompetenz ist nicht die Fröhlichkeit".
Von dem gebürtigen Rheinländer, der als Gastredner geladen war, kann man das allerdings nicht behaupten. In Zeiten des "politischen Durcheinanders" rief er die Deutschen zu Patriotismus und Feierlaune auf. Während die nationalen Feiertage in den USA und in Frankreich laut dem 65-Jährigen gebührend zelebriert werden, falle das den Deutschen am Tage der Wiedervereinigung nicht ein.
Zum Thema Zukunft fand er allerdings mahnende Worte: "Bei den neuen Technologien haben wir Deutschen den Anschluss verpasst." Dabei spielte er auf auf die Digitalisierung an. Die digitale Transformation hat auch der DSLV im Blick und will daher laut Mathias Krage bei diesem Thema "Impulsgeber bleiben". Im Vordergrund stehen aber auch der Fachkräftemangel und der Diesel-Skandal. Die demografische Entwicklung begünstige den Negativtrend des Fachkräftemangels, vor allem den an Fahrern. "Die saisonale Spitze im Weihnachtsgeschäft macht das nochmals deutlich." Zum besseren Ansehen der Branche trage der Diesel-Skandal natürlich nicht bei. Das negative Image des Diesel-Pkw hat sich laut Krage auf den Lkw übertragen.
Mangelnde Alternativen zum Diesel
Mangelnde Alternativen zum Diesel beklagte Krage auch in der Diskussionsrunde mit der verkehrspolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Kirsten Lühmann, dem verkehrspolitischen Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen, Stephan Kühn, dem Mitglied im Bundestagsverkehrsausschuss, Michael Donth (CDU), sowie DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster, der das Gespräch moderierte. "Der breiten Öffentlichkeit ist der Unterschied zwischen Euro 6 bei Pkw und Lkw nicht bekannt", erklärte Michael Donth.
Dass sich in Sachen Klimaschutz etwas tun müsse – darin waren sich die Beteiligten der Gesprächsrunde einig. "Was das Klimaziel 2050 betrifft, müssen alle an einem Strang ziehen", sagte Kühn. In der Logistikbranche sieht Mathias Krage durchaus Potenzial für Elektromobilität, aber es hapere noch an der durchschlagenden Technologie. "Der Elektromotor ist jedoch nicht die Lösung für alles", erklärte Kirsten Lühmann.
Nachwuchspreis und Europa-Initiative
Der Klimaschutz war auch zum ersten Mal Bestandteil der Prüfung, die die Kandidaten für den Nachwuchspreis Spedition und Logistik absolvieren mussten. Der DSLV vergibt den Preis jährlich. Die jungen Leuten sollten einen Transport so CO2-neutral wie möglich gestalten. Als Sieger ging Carl Petersen von a.hartrodt Deutschland hervor, gefolgt von Thomas Nübel (Bolloré Logistics Germany) und Emma Josephine Falldorf (MIRU & HJS Internationale Speditionsgesellschaft, SAP Deutschland).
Einen weiteren Höhepunkt des Unternehmertags lieferten die Schwaben: VSL-Präsident Karlhubert Dischinger übergab die Initiative "Logistics für Europe" an den DSLV. Mittlerweile zähle das Projekt, zu dessen Unterstützern auch der ETM Verlag und trans aktuell zählen, 115 Mitgliedsunternehmen. Sie bekennen sich damit zu einem offenen und grenzenlosen Europa – die Teilnahme ist kostenlos. Der positive Blick des Unternehmertags ging also Richtung Europa. Wie es in der Bundespolitik weitergeht, bleibt abzuwarten.