DSLV: Kritik an Bahnlogistik von Nikutta
Der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) sieht die vorigen September von DB Cargo-Chefin Dr. Sigrid Nikutta vorgestellte neue Unternehmensstrategie mit einer Stärkung der Bahnlogistik überaus kritisch. „Das ist nicht das erste Mal, dass die Bahn ihre Logistikkompetenz ausbauen will. Die letzten Versuche haben allerdings nicht gefruchtet“, erklärt DSLV-Präsident Axel Plaß, Chef des Logistikunternehmens Konrad Zippel Spediteur aus Hamburg, gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell. „Wenn das Ganze als Staatsunternehmen buchstäblich nur über die Preisschiene funktioniert und der Markt und die Wettbewerbsbahnen dann das Nachsehen haben, hat am Ende keiner etwas davon“, sagt er. „Leistet sich der Staat ein eigenes Logistikunternehmen und mit TFG Transfracht eine eigene Güterbahn für den maritimen Hinterlandverkehr, haben diese auch andere Preise als die marktwirtschaftlich orientierten Anbieter.“
DSLV wünscht sich DB Cargo als neutralen Anbieter
Unternehmer Plaß wünscht sich die Deutsche Bahn und DB Cargo in der Rolle eines neutralen Anbieters, der Ganzzüge und Einzelwagenverkehre anbieten und bestmöglich abwickeln soll – „aber wohlgemerkt zum Wohle der Allgemeinheit und nicht der eigenen Logistiktochter.“ Dann, so sagt Plaß, gebe es eine realistische Chance, den angestrebten Marktanteil von 30 Prozent auf der Schiene zu erreichen.
Als einen Grund für den hohen Anteil der Straße macht Plaß ein Misstrauen gegenüber der Bahn aus. „Wer garantiert uns, dass DB Cargo nicht direkt unsere Kunden anspricht und abwirbt, wozu sie in der Lage wäre, wenn wir ihr sämtliche Auftragsdaten an die Hand geben“, fragt der Unternehmer. „Es wäre eine Umfrage wert, zu erfahren, wie viele Lkw unterwegs sind, weil sich der Transportketten-Verantwortliche in der Spedition aus diesem Grund nicht traut, die Güter auf die Bahn zu bringen.“ Das mangelnde Vertrauen sei das Grundproblem und die Erklärung für den Erfolg der privaten Wettbewerber.
Konrad Zippel nur mit privaten Traktionären unterwegs
Auch Plaß wickelt in seinem Unternehmen einen hohen Teil seiner Verkehre auf der Schiene ab – aber ausschließlich bei privaten Traktionären, wie er sagt. „DB Cargo-Töchter würden auch die entsprechenden Relationen im Hinterlandverkehr bedienen. Doch wenn wir ihr die Container übergeben, könnten wir unsere Kunden gleich an die DB abgeben.“
Und auch bei DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster stößt die neue Strategie von DB Cargo auf Skepsis. „Bei allen Masterplänen, die bisher geschrieben wurden, hat noch keiner explizit das Marktverhalten der DB Cargo untersucht“, sagt er, betont zugleich aber: „Das soll überhaupt kein Misstrauen gegenüber Frau Dr. Nikutta sein. Wir schätzen sie sehr und setzen auf ihren Erfolg.“
Aber wenn es von der Bahn nun sinngemäß heiße, sie brauche keine Spediteure mehr, sondern organisiere die Logistik und die ganze Lieferkette künftig komplett selbst, tue sie sich mit dieser Ankündigung keinen Gefallen. „Sie verhindert damit sogar, dass ein großes Gütervolumen auf der Schiene landen wird. Dann können wir lange über Flüsterbremsen und automatische Kupplungen reden – alles wichtige Themen. Aber wir treten beim Hauptthema, der Verlagerung von Verkehren, dann weiter auf der Stelle.“