Digitalisierung: Transportbranche muss Daten mutiger nutzen
Der Mittelstand in der Transport- und Logistikbranche sollte seine Daten im Rahmen der Digitalisierung intensiver und mutiger nutzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das ist ein Ergebnis der Diskussionsrunde „Standortfaktor Digitalisierung: Wie verändert sich der Logistikmarkt?“ des Deutschen Verkehrsforums (DVF) auf der Messe Transport Logistic in München. Bei der Umsetzung sollte die Unternehmensleitung immer wieder klar machen, dass sie voll hinter der Digitalisierung steht.
Für diesen Prozess müssten Unternehmen Geld und Personal bereitstellen, sagte Ulrich Wrage, Vorstand Hamburger Dakosy Datenkommunikationssystem AG. „Logistik ist nicht Whatsapp.“ Die Botschaft laute: Anfangen und auch mal etwas riskieren, betonte der Dakosy-Mann. Auf den digitalen Messias zu warten sei die schlechteste Lösung, denn der werde nicht kommen. Die Verlader brächten mit ihren Ansprüchen allerdings Bewegung in die Sache.
Auch das Mitglied des DVF-Präsidiums DVF, Ivo Körner von IBM Deutschland, sagte, viele Unternehmen seien bei der Datennutzung viel zu zögerlich. So würden zeitliche Wettbewerbsvorteile aufs Spiel gesetzt. Zunächst einmal müsse man sich allerdings darüber klar werden, über welche Daten man überhaupt verfüge, gab Hansjörg Rodi, Vorsitzender der Geschäftsleitung Deutschland und der Region Zentral- und Osteuropa, Kühne + Nagel (AG & Co.) KG zu bedenken. Wenn man intern durchdigitalisiert sei und interne Prozesse effizienter genutzt würden, profitiere davon auch der Kunde, so das Mitglied des DVF-Präsidiums DVF. Es müsse künftig viel einfacher werden, Geschäfte mit Logistikdienstleistern zu machen.
Bei der weiteren Entwicklung mangele es entgegen herrschender Vorstellungen nicht an Standards, betonte Wrage. Beispielsweise gebe es im Hamburger Hafen nichts, was Unternehmen daran hindere, zusammenzuarbeiten. Dakosy sei es hier gelungen, zweieinhalbtausend Unternehmen auf einer Plattform zu verbinden. „Man muss nur den ersten Sprung machen.“ Dem widersprach DB Cargo-Chef Jürgen Wilder. Im Schienengüterverkehr seien fehlende Standards beispielsweise beim Einsatz von Lokführern und bei der Signalgebung ein erheblicher Kostentreiber. Kühne + Nagel wiederum hat sich davon verabschiedet, einen Standard zu setzen, sagte Rodi. „Wir sind flexibel im Anbinden von allen möglichen Standards.“
Einig war man sich, dass die Digitalisierung neue Geschäftsfelder eröffnen kann. Das Thema sollte auch deshalb nicht in die Zukunft verschoben werden. Der Vertreter des Bundesverkehrsministeriums, Gerhard Schulz, betonte die Notwendigkeit, sich möglichst schnell mit dem Thema Digitalisierung auseinanderzusetzen. „Technologisch sind wir unglaublich weit“, sagte er. Es müsse allerdings auch für Akzeptanz bei der Umsetzung im Alltag gesorgt werden. „Mein Eindruck ist, dass viele auf dem Weg sind.“
Ein Problem bleiben weiterhin Datenschutz und Datensicherheit. Hier fänden harte Verhandlungen mit dem Innenministerium statt, sagte Schulz. „Wir kämpfen derzeit dafür, dass wir den Verkehr und die Logistik nicht zu sehr belasten.“ IBM-Mann Körner warnte vor einer Überregulierung. Zu viele Auflagen seien gerade für kleine Unternehmen ein kritischer Punkt. „Mit dem Thema Security kann man alles im Keim ersticken“, sagte er. Dakosy-Vorstand Wrage möchte, dass beim Thema Sicherheit die Hersteller von IT-Komponenten stärker in die Verantwortung genommen werden. Und er empfiehlt, im eigenen Unternehmen den Ernstfall eines Angriffs auf die digitale Struktur zu simulieren. Denn wenn die IP-Telefonie nicht mehr funktioniert, helfen nur noch Funkgeräte zum Kommunizieren.