DEKRA Reifencheck-Aktion bringt erfreuliche Ergebnisse
Was Reifenprofil und Fülldruck angeht, sind die meisten Autofahrer in Deutschland recht verantwortungsbewusst unterwegs. Was das Reifenalter und den rechtzeitigen saisonalen Wechsel angeht, gibt es aber durchaus noch Potenzial. Das sind die zentralen Ergebnisse der Reifencheck-Aktion, die die Sachverständigenorganisation DEKRA im Frühjahr 2022 an sieben Niederlassungen in verschiedenen Teilen Deutschlands durchgeführt hat.
Mehr als 750 Pkw – und damit gut 3.000 einzelne Reifen – wurden bei der Aktion überprüft. Die Fahrzeuge waren zur Hauptuntersuchung an einer der DEKRA Niederlassungen; vorab wurden die Reifen genau unter die Lupe genommen.
Weniger als 1 % aller Reifen wiesen eine Profiltiefe unter dem gesetzlichen Mindestwert von 1,6 mm auf, rund 3 % lagen unter 3 mm, jeder achte Reifen (12,5 %) unter 4 mm. Der Durchschnitt über alle Reifen lag bei 5,5 mm. „Den meisten Autobesitzerinnen und -besitzern ist offenbar sehr bewusst, dass zu wenig Reifenprofil ein echtes Sicherheitsrisiko sein kann“, so DEKRA Reifenexperte Christian Koch. „Das ist mit Blick auf die Verkehrssicherheit eine gute Nachricht.“
Insgesamt recht zufrieden ist der Experte auch mit den Ergebnissen in Sachen Reifenfülldruck. „Die zunehmende Verbreitung von Reifendruckkontrollsystemen macht sich bemerkbar“, so Koch. Trotzdem: Einer von 25 Reifen war mit mehr als 20 % zu niedrigerem Fülldruck unterwegs. „Das ist eine Größenordnung, in der die strukturelle Haltbarkeit des Reifens schon nachhaltig gefährdet ist und ein plötzlicher Reifenausfall möglich wird.“ Einen echten Ausreißer in Sachen Fülldruck gab es bei den Checks auch: In einem Fall lag der Druck um rund 40 % unter der Herstellervorgabe.
Zu hohes Reifenalter ist ein Sicherheitsrisiko
Auch das Alter der Reifen wurde jeweils gecheckt. 18 % waren über sieben Jahre alt. „Das ist eine Grenze, ab der es empfehlenswert ist, die Reifen vom Fachmann prüfen zu lassen“, erklärt der DEKRA Experte. Denn die Gummimischung härtet über die Jahre aus und bietet dann irgendwann weniger oder keinen Grip auf der Straße. „Es gibt siebenjährige Reifen, die ihre Aufgaben noch sehr gut erfüllen, andere lassen in diesem Alter aber schon stark nach.“ Mehr als 5 % der Reifen waren älter als zehn Jahre und damit jenseits der Marke, an der aus Sicht des DEKRA Experten ein Austausch auf jeden Fall fällig ist.
Erwartete regionale Unterschiede bei Winter- und Sommerreifen
Zu erwarten war, dass Ganzjahresreifen in süddeutschen Regionen eine geringere Rolle spielen als im Norden. „Damit hatten wir gerechnet, und das ist auch sinnvoll“, sagt Christian Koch. „Im Voralpen- und Alpenraum sind in der kalten Jahreszeit Winterreifen die sinnvollere Wahl. Dagegen können an der Küste, wo die Temperaturen auch im Winter selten ganz tief nach unten sinken und Schnee seltener ist, Ganzjahresreifen durchaus tauglich sein.“
Was den Reifenexperten aber sehr überrascht: Noch zum Ende des Aktionszeitraums in der zweiten Maiwoche mit wirklich frühlingshaften Temperaturen waren im Norden wie im Süden noch mehr als 20 % aller untersuchten Fahrzeuge mit Winterreifen unterwegs. „Das ist nicht nur ökonomisch unsinnig, weil der Verschleiß von Winterreifen bei warmem Wetter in die Höhe schnellt – es ist vor allem mit Blick auf die Sicherheit die falsche Entscheidung: Die Gummimischung von Winterreifen ist auf kühle bis kalte Temperaturen ausgelegt und kann, wenn es wärmer wird, ihre Aufgabe nicht mehr gut erfüllen. Beispielsweise verlängert sich der Bremsweg deutlich.“ Die klare Empfehlung des Experten für Frühjahr wie Herbst: Verpassen Sie nicht den richtigen Zeitpunkt für den saisonalen Reifenwechsel!