Aldi startet Test mit Erdgas-Lkw von Iveco

11. Juni 2018
Der Lebensmittel-Discounter Aldi Süd startet ein Pilotprojekt mit vier CNG-Lkw von Iveco. Zum Einsatz kommen die Lkw in Städten mit besonderer Feinstaub-Belastung. Aldi Süd entschied sich laut Andreas Kremer, Leiter Logistikmanagement, unter anderem wegen der Tankstellen-Infrastruktur für die CNG-Variante.
Die Lkw mit Aufliegern von Schmitz Cargobull und von dem Göttinger Karosseriewerk Heinrich Meyer beliefern durchschnittlich fünf bis acht Filialen am Tag in Ballungsräumen mit besonders hohen Stickoxid-Werten (siehe Kasten). "Mit dem Test folgen wir den Richtlinien unserer Klimaschutzpolitik, die vorsieht, dass wir CO2-Emissionen im eigenen Betrieb konsequent einsparen", erklärt Kremer.
Das Pilotprojekt dauert fünf Jahre
Das auf fünf Jahre angelegte Pilotprojekt erweitert den bisherigen Einsatz eines Erdgas-Lkw, der seit 2009 für die Regionalgesellschaft Mönchengladbach fährt. In einem ersten Schritt setzte Aldi Süd laut Kremer auf erneuerbaren Diesel auf HVO-Basis (hydriertes Pflanzenöl), geht mit den alternativen Antrieben nun aber einen Schritt weiter. Neben Erdgas als Antriebsform tetstet der Discounter ab Herbst mindestens vier Jahre lang einen Elektro-Sattelzug des sächsischen Herstellers Framo im westlichen Ruhrgebiet.
Der Test umweltfreundlicher Lkw, die den rund 400 Diesel-Fahrzeuge umfassenden Fuhrpark ergänzen, ist aber nur ein Baustein im Nachhaltigkeitsprogramm des Unternehmens. Dem Klimaschutz widmet sich Aldi Süd schon seit Jahren und kann bereits Erfolge vorweisen. Seit Januar 2017 arbeitet der Konzern klimaneutral und präsentierte zuvor einen Maßnahmenkatalog zur Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen, der zwei Jahre schneller umgesetzt wurde als gefordert. "Außerdem produzieren wir selbst Strom und kaufen grünen Strom hinzu", erklärt Kremer. Wegen des umweltfreundlichen Engagements landete Aldi Süd im April auf dem zweiten Platz bei der Verleihung des BVL-Nachhaltigkeitspreises.
Kühlanlagen von Frigoblock Grosskopf
Und nun also die 400 PS starken Erdgas-Lkw des Modells Iveco Stralis NP, die mit etwa 22 Kilogramm CNG pro 100 Kilometer auskommen. Mit bis zu 130 Kilogramm komprimiertem Erdgas können sie betankt werden. Da die Fahrzeuge sowohl Trockenware als auch Kühlkost transportieren, verfügen sie über Kühlanlagen des Essener Herstellers Frigoblock Grosskopf. "Wir hatten die Wahl zwischen einem Diesel-Aggregat, einem offenen System oder einem elektrischen – alle sind mit einem CNG-Lkw kompatibel", erklärt Kremer. Aldi Süd entschied sich für die elektrische Variante, die der Erdgasmotor des Zugfahrzeugs mit Strom versorgt.
Die Vorteile der damit noch klimafreundlicheren Fahrzeuge veranschaulicht Aldi Süd wie folgt: Die CO2-Emissionen lassen sich im Vergleich zum Diesel-Lkw um etwa 16 Prozent senken, die Testfahrzeuge verursachen 99 Prozent weniger Feinstaub und 70 Prozent weniger Stickoxide, die Kraftstoffkosten belaufen sich auf 20 Prozent weniger und die Test-Fahrzeuge sind drei Dezibel leiser als herkömmliche. Die Lautstärke führt auch Iveco-Pressesprecher Manfred Kuchlmayr als weiteren Vorteil der CNG-Fahrzeuge an: "Lärm ist der neue Feinstaub."
Wenige CNG-Tankstellen eignen sich für Sattelzüge
Die Angst vor Gefahrensituationen versucht er zu nehmen und berichtet von Erdgas-Fahrzeugen, die nach einem Brand und einem Unfallschaden völlig zerstört waren – bis auf den Tank. "Die Fahrzeuge sind sicher." Dennoch schulte Aldi Süd die betreffenden Fahrer im Umgang mit den neuen Fahrzeugen. Eine Herausforderung besteht dagegen beim Betanken. "Nur wenige der bundesweit rund 900 CNG-Tankstellen eignen sich für Sattelzüge, doch wir wollen nicht immer abkoppeln", erklärt Olaf Bockwinkel, Bereichsleiter Logistik der Regionalgesellschaft Butzbach (Hessen), die einen der CNG-Lkw einsetzt.
Darum kooperiere die Regionalgesellschaft Butzbach mit zwei Partner-Tankstellen, die sich für Sattelzüge eignen und hat sie entsprechend in die Tourenplanung eingebunden. "Es kommt auf eine optimale Planung an, denn wir fahren keine Umwege", erklärt Bockwinkel. Genau wie beim gesamten Nachhaltigkeitskonzept des Unternehmens. Denn: Umwege führen meist weniger schnell ans Ziel.