Cellcentric: Brennstoffzelle steht in den Startlöchern
Das Gemeinschaftsunternehmen von Daimler Truck und Volvo Group, Cellcentric, arbeitet mit Hochdruck an Brennstoffzellensystemen. Am Fahrer wird diese Technologie nicht scheitern – davon sind die Macher der Brennstoffzellensysteme beim Cellcentric fest überzeugt. Der Fahrer werde damit kraftvoll, geräuscharm und emissionsfrei unterwegs sein, prognostiziert Cellcentric-Geschäftsführer Dr. Matthias Jurytko im Exklusiv-Gespräch mit den Fachzeitschriften lastauto omnibus und trans aktuell. „Er hat die Chance, einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung zu leisten – ganz im Sinne von: Save the Planet“, sagt der 61-Jährige, der seit Juni vorigen Jahres die Geschicke des Gemeinschaftsunternehmens von Daimler Truck und der Volvo Group mit Sitz in Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) lenkt. Jurytko will sogar beobachtet haben, dass die Versuchsfahrer der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Prototypen-Lkw der beiden großen Cellcentric-Gesellschafter immer ein Lächeln im Gesicht haben.
Doch nicht nur der Fahrer, sondern auch der Unternehmer soll an der Brennstoffzelle Spaß haben. Schließlich soll die neue Antriebstechnologie nicht nur der Umwelt helfen, sondern auch die Firmenkasse entlasten – oder zumindest nicht extra strapazieren. Mit Hochdruck arbeitet die Cellcentric-Mannschaft deshalb daran, dass die Kraftwerke an Bord des Trucks für Spediteure zum Business Case werden. Dazu braucht es nicht zuletzt einen Produktionshochlauf und damit verbunden hohe Stückzahlen. Auch die Förderkulisse und der regulative Rahmen – Stichwort Mautgestaltung – spielen hierbei eine Rolle, sind aber dann Sache der Bundesregierung.
Bürgerentscheid fällt positiv für Cellcentric aus
Die Weichen für einen Produktionshochlauf sind jedenfalls gestellt, nachdem Cellcentric von den Bürgerinnen und Bürgern grünes Licht für den Bau der – zumindest in Europa – größten Fabrik für Brennstoffzellensysteme bekommen hat: Am 24. April hatten sich die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Weilheim an der Teck für die Ansiedlung des Klimawerks, so soll die Produktionsstätte von Cellcentric heißen, ausgesprochen. „Wir sind sehr froh, dass die Entscheidung so positiv für unser Unternehmen und die Zukunft gefallen ist“, sagt Jurytko.
70 Prozent der Weilheimer hatten sich für die Ausweisung des neuen Gewerbegebiets Rosenloh und damit für die Ansiedlung des Nutzfahrzeug-Zulieferers ausgesprochen. Zuvor hatte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) vor Ort für die Brennstoffzellenfabrik und das Zukunftsprojekt geworben.
Aktuell laufen in der 10.000-Seelen-Stadt am Fuß der Schwäbischen Alb die Bauleit- und Flächennutzungsplanung für das 30 Hektar große Gebiet, wovon Cellcentric die Hälfte erwerben und darauf das Klimawerk Weilheim errichten möchte. Als Produktionsstart für stationäre Aggregate – also Systeme, die etwa in der Notstromversorgung von Rechenzentren zum Einsatz kommen können – strebt das Unternehmen das Jahr 2025 an. Die Serienproduktion für mobile Aggregate an Bord von Nutzfahrzeugen ist für die zweite Hälfte der Dekade vorgesehen.
Kommen die Systeme damit nicht zu spät auf den Markt? Jurytko sieht diese Gefahr nicht, könne Cellcentric doch Brennstoffzellen-Systeme für Prototypen oder eine Vorserie auch mit der bisherigen Produktionsstruktur abbilden – also noch ohne den Standort Weilheim. Diese sieht wie folgt aus: Die Membranen fertigt Cellcentric zunächst selbst auf dem Werksgelände von Mercedes-Benz in Stuttgart-Untertürkheim und verschickt sie ins Cellcentric-Werk nach Burnaby in Kanada. In Burnaby erfolgt die Herstellung der Brennstoffzellen-Stacks. Dieser bildet das Herzstück eines Brennstoffzellen-Aggregats – mehrere Brennstoffzellen werden zu einem Zellenstapel (Stack) verbunden.