Mit Car eWallet bezahlen Autos selbstständig
Autonom fahrende Autos müssen nicht nur selbst fahren können, sondern auch simple Aufgaben wie das Bezahlen der Maut erledigen können. Car eWallet bietet eine Lösung.
Künftig wird es nicht mehr genügen, sich nur während der Fahrt auf die elektronischen Finessen des Fahrzeugs zu verlassen. Bestenfalls überlässt der Nutzer sein Fortbewegungsmittel sich selbst, sobald er sein Ziel erreicht hat. Das Auto sucht sich dann autonom den Parkplatz. Liegt dieser in einem kostenpflichtigen Bereich, wird es für die mittellose Elektronik schwierig. Doch das Parken ist nicht die einzige Situation, in der es zur Kasse gebeten werden könnte – auch für Maut oder Strom muss der Wagen bezahlen können.
Blockchain-Lösung in Kooperation mit UBS und IBM
Nun wäre es augenscheinlich relativ einfach, das Auto mit einer Kreditkarte zu verknüpfen. Die Nachteile sind ebenso offensichtlich. Per Kreditkarte ließe sich das System sehr leicht manipulieren. Entsprechend wäre, so ZF, auch kein Kreditkartenanbieter bereit, die Garantie zu übernehmen, dass nichts schief läuft, wenn ein Auto plötzlich selbst Geld ausgibt. Darum Fahrens hat ZF seinem Elektronenhirn ProAI noch eine weitere Kompetenz anerzogen. ZF arbeitet dabei mit einer Blockchain über die das Auto die sogenannten Smart Contracts mit einer Kryptowährung schließt. Die finanzielle Plattform hierfür bietet die Bank UBS, ein weiterer Car eWallet-Partner neben ZF und IBM.
Hacker haben’s schwer
Die Blockchain sorgt bei den Transaktionen für die nötige Sicherheit. Jeder Transaktionspunkt ist demnach Teil dieser Kette, also beispielsweise das Fahrzeug selbst, die Ladesäule, die Parkuhr oder die Mautstation. Für jeden Block sind in der Kette feste Werte hinterlegt. Die Blockchain weiß also, dass 20 Minuten parken 50 Cent kosten. Ein Hacker könnte nun beispielsweise im Auto hinterlegen, dass 20 Minuten 50 Euro kosten und gleichzeitig das Empfängerkonto anpassen. Am Ende wird er damit aber keinen Erfolg haben. Dem schiebt nämlich die Blockchain einen Riegel vor. Das System gleicht vor dem Bezahlvorgang automatisch alle in der Kette hinterlegten Werte ab. Dabei würde es also sofort erkennen, dass dieser Wert massiv aus der Reihe tanzt. Tatsächlich müsste ein Hacker also laut ZF simultan mindestens 51 Prozent der gesamten Kette manipulieren. Gleichzeitig stelle die Blockchain sicher, dass jeder Nutzer nur zu den Informationen Zugang hat, die er sehen und nutzen darf. Dadurch seien sichere Transaktionen praktisch in Echtzeit möglich, ohne dass eine zentrale Instanz oder ein vertrauenswürdiger Dritter erforderlich sei.
Die strenge Anbindung an die Blockchain hat allerdings den Nachteil, dass eine Internetverbindung stehen muss. Dies beziehe sich aber nur auf die eigentlichen Zugriffspunkte, also beispielsweise die Parkuhr. Das Problem lasse sich also relativ einfach mit stationären Wlan-Hotspots lösen.
Entlastung für Dienstreisende
Auch bei nicht autonomer Fahrt, kann die neue Technik dem Fahrer einigen Kummer ersparen. Angeschlossene Ladesäulen funktionieren beispielsweise ohne spezielle Ladekarte oder ähnliches. Dabei kann der Nutzer entscheiden, ob das Fahrzeug vollautomatisch bezahlt, oder vorher per Nachricht im Bedieninterface – ob in der App oder im Fahrzeugcockpit – nachfragen soll. In diesem Fall muss der Nutzer die Zahlung per Fingertaps bestätigen.
Auch für Geschäftsreisende bietet das Car eWallet laut ZF seine Vorteile. Statt nach der Dienstreise mehrere Quittungen für Kraftstoff, Parken, Mietwagen und mehr einreichen zu müssen, könnte das Car eWallet all diese Positionen auf einer gemeinsamen Rechnung zusammenfassen. Zunächst hat ZF daher das System auch als B2B-Lösung ausgelegt und will sich nicht nur auf Pkw beschränken. Grundsätzlich sei jedes Fahrzeug damit ausrüstbar, also auch e-Bikes, Traktoren oder Lkw. Zumindest beim e-Bike müsste dann allerdings eine andere Recheneinheit als der Hochleistungsrechner ZF ProAI verbaut werden, da dort die Rechenpower schlicht unnötig wäre. Da ZF das Car eWallet aber nicht als geschlossenes System, sondern als Software-as-a-Service anbieten möchte, sei auch das kein Problem.
Schon im dritten Quartal dieses Jahres will ZF das elektronische Portemonnaie auf die Straße bringen. Der Startschuss falle in Deutschland. Als Partner nennen die Friedrichshafener Vermieter wie beispielsweise Sixt und Europcar aber auch Fahrzeughersteller.