Betterflow entwickelt CO2-sparendes Heck
Das Aachener Start-up Betterflow bringt ein Heckflügelsystem für Kühltrailer auf den Markt, mit dem sich Kraftstoff und CO2 einsparen lässt.
Die Diskussion um weniger CO2-Ausstoß gewinnt an Fahrt. Die Emissionen des klimaschädlichen Gases bei neuen Lkw und Bussen müssen in der EU bis 2025 um 15 Prozent und bis 2030 um 30 Prozent sinken. Auf diese erstmalige Festlegung von Klimaschutzstandards auf Basis der Werte von 2019 haben sich die Unterhändler der EU-Staaten, des Europäischen Parlaments und die EU-Kommission Mitte Februar geeinigt.
Dieselverbrauch senken
Es gibt bereits individuelle Lösungen für Speditionen, um im Alltag den Dieselverbrauch von Lkw zu senken. So verbessert das Aachener Unternehmen Better¬flow beispielsweise die Aero¬dynamik mit einem patentierten Heckflügelsystem für Kühltrailer. Firmengründer und Erfinder sind Dr. Rainer Buffo sowie Diplom-Ingenieur Ingo Martin. Letzterer betont: „Lkw haben eine ungünstige Aerodynamik. Deshalb verbrauchen sie viel Sprit und verschmutzen entsprechend die Umwelt. Weil sich die Form der Sattelzüge aber aus wirt-schaftlichen und gesetzlichen Gründen nur schwer ändern lässt, haben wir das Heckflügelsystem entwickelt.“
Rechteckige Flügel
Es besteht aus rechteckigen Flügeln: einer links, einer rechts und zwei an der Oberkante des Anhängers. Das vollautomatische System von Betterflow öffnet sich während der Fahrt ab einer Geschwindigkeit von 60 km/h. Dadurch verändert sich die Luftströmung am Heck des Trailers, und das Fahrzeug kommt leichter voran. Gemeinsam mit weiteren Elementen wie einem Frontspoiler über der Kühlanlage und einer zusätzlichen Unterbodenverkleidung verbessert sich der Strömungswiderstands-Koeffizient (cw-Wert) um etwa 20 Prozent.
Steuerung über GPS-Empfänger
Gesteuert wird das Flügel¬system am Heck über einen GPS-Empfänger, der die gefahrene Geschwindigkeit per Satellit abgleicht. Sinkt das Tempo unter 55 km/h, schließt sich die Flügel¬konstruktion automatisch. Der Fahrer muss sich darum nicht kümmern und kann es daher auch nicht vergessen.
Hohe Kraftstoffausgaben
Den Angaben nach sparen die Aeromaßnahmen zwischen 1,2 und 1,8 Liter Diesel je 100 Kilometer ein. „Ein Drittel der Gesamtausgaben von Spediteuren im Langstreckengeschäft entfällt auf den Kraftstoff“, betont Dirk Sieprath von Betterflow ¬gegenüber trans aktuell. Ein Sattelzug mit einer Fahrleistung von 150.000 Kilometern im Jahr spart nach Berechnungen des Unternehmens etwa 2.000 Liter Diesel. „Sicherlich profitieren in erster Linie Sattelzüge im Langstreckeneinsatz von den Aero¬paketen“, erklärt Sieprath. Weitere Anwendungen seien aber denkbar.
Zwei Stunden Montage
Die Aerokomponenten von Betterflow passen derzeit nur auf Kühlauflieger mit zwei Hecktüren von Krone und Schmitz Cargobull. Das System ist laut Hersteller in zwei Stunden angebracht. Es kann ab sofort bei Betterflow bestellt werden, die Lieferung soll ab Oktober 2019 erfolgen. Interessierte Unternehmen können sich ab Sommer aber auch an einem Pilottest beteiligen. Zu diesem Zeitpunkt soll die EU-Typgenehmigung vorliegen.
Künftig für Planentrailer
Betterflow plant, das System künftig für Planentrailer anzubieten. Und auch das Einsparpotenzial betrachtet das Unternehmen als bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Aerodynamische Fortschritte sollen den cw-Wert bis 2032 halbieren. Ebenso hat Betterflow die Einsparung von zwei Liter Diesel und mehr pro 100 Kilometer fest im Visier.