BAG-Report: Gesundheitsschutz gerät aus dem Fokus

22. Juli 2020
Mit dem Rückgang von Corona-Neuinfektionen geht offenbar auch das Bewusstsein für Gesundheitsschutz verloren. Das zeigt der neueste Corona-Wochenbericht des Bundesamts für Güterverkehr (BAG). „Befragte Transportunternehmer stellten zuletzt einen nachlässigeren Umgang der eigenen Beschäftigten mit den Schutz- und Hygienevorschriften fest“, heißt es dort. Einige Verlader schreiben Abstandsregeln und Maskenpflicht bei der Be- und Entladung demnach auch nicht mehr vor.
Die Transportunternehmer sind sich des Risikos von Ansteckungen und Ausfällen ihrer Beschäftigten aber weiterhin bewusst. „Mit Blick auf die anstehende Ferienzeit sorgen sie sich, dass ihre Beschäftigte in ein Risikoland reisen und sich infizieren könnten“, teilt das BAG mit. Einige Speditionen hätten ihren Mitarbeitern daher abgeraten, in Risikoländer zu reisen, um mögliche Arbeitsausfälle und befürchtete unternehmensweite Quarantänemaßnahmen zu verhindern.
Niedrigere Auslastung, höhere Zahl der Leerkilometer
Erschwert ist weiterhin der Fahrzeugeinsatz. Die Auslastung der Lkw ist niedriger und die Leerkilometeranteile sind höher als zu normalen Zeiten. Teilweise befinden sich Fahrer angesichts mangelnder Aufträge im Urlaub oder in Kurzarbeit. Treffen dann kurzfristige Auftragsanfragen ein, müssen Transportunternehmen diese dann nicht selten ablehnen.
Was die Nachfrage nach Transporten angeht, setzt sich die eingetretene Belebung demnach fort. „Allerdings bewegen sich die Beförderungsmengen weiterhin auf einem insgesamt niedrigeren Niveau“, heißt es. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum liegen sie nicht selten in einer Größenordnung von rund 15 bis 20 Prozent darunter. Auf relativ niedrigem Niveau bewegen sich konkret die Volumina in der Automobil-, Chemie- und Stahlindustrie sowie im Maschinen- und Anlagenbau.
Weiterhin große Mengen auf der letzten Meile
Ähnlich stellt sich das Bild im Gastronomiebereich und Lebensmittelgroßhandel dar. Im Baugewerbe bestehe dagegen weiterhin eine hohe Nachfrage nach Beförderungsleistungen, besonders im Hoch- und Tiefbau. Weiterhin stark ist dank des boomenden E-Commerce das Geschäft auf der letzten Meile. Seit einigen Wochen nähere sich allerdings die Anzahl der B2C-Paketsendungen tendenziell den sonst üblichen Paketmengen an.
Unverändert ausgeprägt ist die Wettbewerbssituation aufgrund der Überkapazität an Laderaum. Der Preisdruck am freien Ladungsmarkt besteht fort, wenngleich die Anzahl extrem niedrigpreisiger Offerten eher abnimmt, weil sich die Auftragslage insgesamt verbessert. „Mit Blick auf laufende Ausschreibungen befürchten einige befragte Transportunternehmen, Aufträge an günstigere Wettbewerber zu verlieren“, berichtet das BAG. In Einzelfällen scheiterten Preisverhandlungen mit langfristigen Vertragspartnern an unterschiedlichen Preisvorstellungen.