BAG: Autobauer drücken Frachtpreise
Automobil- und Maschinenbauer versuchen verstärkt, vertraglich fixierte Frachtpreise über Neuausschreibungen zu drücken. Das geht aus einer Marktbeobachtung des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) zu den Auswirkungen der Coronakrise hervor.
Auftraggeber üben Druck aus
Vom BAG befragte Unternehmen berichten danach „von einem steigenden Druck seitens bestehender fester Auftraggeber, insbesondere aus der Automobil- und Maschinenbauindustrie, die vorhandenen vertraglich fixierten Entgeltvereinbarungen über Neuausschreibungen abzusenken“, heißt es im BAG-Bericht für die 20. Kalenderwoche. Nicht selten werde eine Reduzierung der Grundfracht von mindestens fünf Prozent gefordert. Das hätte bei nicht wenigen Befragten zur Folge, dass Laderaum und Personal reduziert werden müssten.
Lieber leer fahren als zu billig
Grundsätzlich sei die aktuelle Preisentwicklung die größte Herausforderung für Güterkraftverkehrsunternehmen, ergaben die Befragungen. Die Tagesfrachten seien weiterhin äußerst niedrig und die Spotmarktpreise in Teilen nicht ausreichend, um die Kosten für Maut, Personal sowie Treibstoff decken zu können. Viele Befragte nähmen einen höheren Leerfahrtenanteil im Rückladungsbereich hin, anstatt Aufträge am Spotmarkt anzunehmen. Angesichts des hohen Laderaumüberhangs werde nicht mit einem mittelfristigen Anstieg der Tagesfrachtraten gerechnet.
Politik soll sich einschalten
„Einige Befragte bewerteten den aktuell hohen Wettbewerbsdruck als aussichtslos und wünschten sich deutlich mehr Unterstützung seitens der Politik“, so der BAG-Bericht. Beispielsweise könne die Politik in Form eines Appells zu mehr Solidarität und Fairness bei der Preisgestaltung im gewerblichen Güterkraftverkehr aufrufen. „Darüber hinaus wurden von vielen Befragten höhere Kontrolldichten bzw. Schwerpunktkontrollen gefordert, insbesondere im Hinblick auf die Einhaltung der Kabotage-Regeln und des Mindestlohngesetzes.“
Qualifizierte Momentaufnahme
Das Bundesverkehrsministerium hatte das BAG gebeten, im Rahmen der Marktbeobachtung wöchentlich über die Auswirkungen der Corona-Krise auf den deutschen Güterverkehrsmarkt zu berichten. Die Berichte gäben die Ergebnisse umfangreicher Befragungen wieder, seien aber im wissenschaftlichen Sinne nicht repräsentativ, betont das BAG. Sie stellten aufgrund der Auswahl der Unternehmen und Gesprächspartner jedoch eine qualifizierte Momentaufnahme der aktuellen Wirkungen der Krise auf die Unternehmen der Transport- und Logistikwirtschaft dar. Berücksichtigt wurden Erkenntnisse und Informationen, die bis zum 14.05.2020 vorlagen.