BAG fürchtet Insolvenzwelle in der Logistik

22. Juni 2020
Die Transportbranche hat trotz staatlicher Unterstützungsleistungen eine größere Insolvenzwelle zu befürchten. Das geht aus dem Wochenbericht des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) zur Marktbeobachtung über die Auswirkungen der Corona-Krise hervor.
Problematisch seien nach Einschätzung der befragten Unternehmen insbesondere die Zugangsvoraussetzungen zu staatlichen Hilfskrediten. Die werden nämlich erst ab einem Minderumsatz von mindestens 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gezahlt. Dadurch seien vor allem Unternehmen im Nachteil, die während der akuten Corona-Krise trotz Verlustrechnungen Aufträge erbracht hätten, um den Fuhrpark zumindest teilweise zu bewegen und dadurch einen gewissen Deckungsbeitrag zu erzielen. „Eine gestaffelte finanzielle Unterstützung wäre nach Unternehmensaussagen in der Transportwirtschaft sinnvoller gewesen“, heißt es im Bericht.
Mehraufwand für Unternehmen
Nach wie vor hätten viele Befragte deutlich mehr Arbeit mit der Akquise, in der Disposition sowie bei der Projektabwicklung. Zudem seien bei den Kunden weiterhin viele Beschäftigte in Kurzarbeit, sodass die Erreichbarkeit eingeschränkt sei. Die Planung der Arbeitszeiten von Fahrern sei nach wie vor durch verlängerte Wartezeiten an der Rampe erschwert. Teilweise würden „extrem lange Wartezeiten“ bei Containerterminals registriert.
Darüber hinaus müssten Hygiene- und Mitarbeiterschutzkonzepte laufend überarbeitet und umgesetzt werden. Hinzukämen die weiterhin hohen Auftragsschwankungen mit Mehrarbeit beispielsweise bei der Organisation von Rückladungen und Rundverkehren. „Aktuell wird ein zusätzlicher Mehraufwand durch die Mehrwertsteuersenkungen befürchtet“, ergab die Umfrage.
Preissenkungen befürchtet
Die anhaltend schwache gesamtwirtschaftliche Nachfrage und Unsicherheiten hinsichtlich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung stellten die befragten Transportunternehmen weiterhin vor Herausforderungen. Mit Sorge würden auch bevorstehende Verhandlungen mit festen Auftraggebern gesehen. Angesichts eines Überhangs an Laderaumkapazitäten würden „segmentübergreifend Preissenkungen befürchtet“. In Gesprächen mit dem BAG berichteten Unternehmen „von einem deutlichen Anstieg an Neuausschreibungen“. Dies sei auch bei langfristigen Vertragsbeziehungen zu beobachten, wo sie aktuell eigentlich nicht zu erwarten gewesen wären.
Die Befragungsergebnisse sind im wissenschaftlichen Sinne nicht repräsentativ, schreibt das BAG. Sie stellten aber aufgrund der Auswahl der Unternehmen und Gesprächspartner eine qualifizierte Momentaufnahme der aktuellen Wirkungen der Krise auf die Unternehmen der Transport- und Logistikwirtschaft dar.