Baden-Württemberg will Diesel-Nachrüstung ermöglichen
Baden-Württemberg will jetzt offenbar auf eigene Faust gegen die zu hohe Stickoxidbelastung in den Städten angehen. Geplant ist, dass sich Autobauer, Zulieferer und Verbände am Freitag zu Gesprächen im Stuttgarter Verkehrsministerium treffen, im Fokus steht dabei eine Nachrüstung von neueren Dieselfahrzeugen durch ihre Besitzer. Auch bei Lieferfahrzeugen wie dem Fiat Ducato gebe es einen erheblichen Bedarf, sagte ein Sprecher des Ministeriums. „Wir sind als Land für die Luftreinhaltung zuständig“, betonte er. „Wenn der Bund sich nicht bewegt, müssen wir uns halt etwas einfallen lassen.“ Software-Updates allein reichten nicht aus.
In vielen deutschen Städten genüge eine bessere Verkehrssteuerung, der Einsatz von Bussen mit weniger Schadstoffausstoß oder die Elektrifizierung von Taxis, aber in einigen - darunter Stuttgart, München, Düsseldorf Hamburg oder Kiel - müsse mehr getan werden. Möglich sei eine Flottenmodernisierung mit Dieselfahrzeugen der neuen Generation, aber es müsse auch ein Angebot für die Besitzer neuerer Euro 5-Autos geben. Eine erfolgreiche Nachrüstung jüngerer Fahrzeuge sei bei vielen Modellen zu einem überschaubaren Preis möglich und lohne sich deshalb.
„Zumindest für die, die bereit sind auf eigene Kosten nachzurüsten, müssen wir eine Regelung finden, damit das Auto danach weiter eine Betriebserlaubnis hat “, sagte der Sprecher des vom Grünen-Politiker Winfried Hermann geführten Ministeriums. Hier sei das Kraftfahrtbundesamt gefordert, damit Fahrzeuge mit eingebauten Nachrüstsätzen eine Genehmigung bekommen. Gleichzeitig müsse für Kontrollen aus den Fahrzeugpapieren hervorgehen, dass das jeweilige Auto rechtskonform in verkehrsbeschränkte Innenstädte fahre.
Das Ministerium will jetzt eruieren, inwieweit die Hersteller sich bewegen. Nach der bisherigen Rechtslage könne man sie trotz Betrugs und Tricksereien nicht zwingen, die Nachrüstungskosten zu übernehmen. Wenn sie ihre Fehler aber schon nicht mit einem eigenen Programm ausbügeln wollten, sollte zumindest gesichert sein, dass überhaupt Nachrüstsätze eingebaut werden könnten. Für deren volle Wirkung müssten die Autobauer aber den Werkstätten einen Zugang zu Motorsteuerung gewähren, denn die Wirkung sei umso größer, je besser der Motor abgestimmt werden könne.